Image

Was wir jetzt für eine gleichberechtigte Zukunft tun können

Wieso brauchen wir den Einsatz für Gleichberechtigung, obwohl diese doch gesetzlich verankert ist? Weil patriarchale Strukturen echte Chancengleichheit in allen Gesellschaftsbereichen noch immer behindern. 

Glaubst Du daran, dass alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts soziale, politische und ökonomische Chancengleichheit verdienen? Congratulation, you’re a feminist! Eigentlich muss es “Feminismen” heißen, denn es gibt viele unterschiedliche feministische Strömungen. Diese Grundanliegen haben jedoch alle feministischen Bewegungen gemeinsam: Selbstbestimmung, Freiheit und Chancengleichheit für alle Menschen. 

Feminismus bedeutet übrigens nicht… etwas gegen Männer zu haben, im Gegenteil: “Feminismus braucht Männer, aber noch viel mehr brauchen Männer den Feminismus, denn auch Männer werden von der patriarchalen Gesellschaft hochgradig negativ beeinflusst!” so Kristina Lunz, Gründerin des Centre for Feminist Foreign Policy in einem Video.

Video anschauen
“I am not free while any woman is unfree, even when her shackles are very different from my own.”
Audre Lorde, weltbekannte SchriftstelleriN, Aktivistin und zentrale Stimme des Schwarzen Feminismus
  1. Alice Hasters (geb. 1989): Freie Journalistin, Autorin und eine der führenden Stimmen des Schwarzen Feminismus in Deutschland; in ihrem Podcast Feuer & Brot” unterhält sie sich mit ihrer Freundin Maxi (Maximiliane Häcke, Schauspielerin und Synchronsprecherin, geb. 1988) über gesellschaftlich relevante, popkulturelle und persönliche Themen wie z.B. Rap, Feminismus, kulturelle Aneignung, Männlichkeit. 
  2. Emilia Roig (geb. 1983): Politologin, Co-Gründerin des Center for Intersectional Justice und Autorin von Why we matter: Das Ende der Unterdrückung (2021). 
  3. Kimberlé Crenshaw (geb. 1959): US-amerikanische Anwältin, Bürgerrechtlerin, Präsidentin des Center for Intersectional Justice und allgemein Pionierin im Bereich der “Critical race theory”. Sie prägte den Begriff Intersektionalität und erläutert dessen Notwendigkeit sowie die Kampagne #sayhername sehr anschaulich in dem gleichnamigen TED-Talk.
  4. Jasmina Kuhnke (geb. 1982): Komödiantin & Aktivistin gegen Rassismus und Misogynie. In ihrem Roman “Schwarzes Herz” (2021) beschreibt die schwarze Hauptfigur ihre Erfahrungen mit Rassismus, häuslicher Gewalt und Zurückweisung in Deutschland. Ihre Motivation das Buch zu Schreiben erzählt sie im Talk-Format “deep und deutlich”.
  5. Louisa Wiethold und Theresa Kauffeld, Gründerinnen der Equalista App, die spielerisch dabei hilft, mehr über Gleichberechtigung zu lernen. Dabei wird untersucht, warum es Ungleichheit gibt, wie sie aussieht, wie man darüber spricht, seine eigenen Vorurteile testet und trainiert, im wirklichen Leben aktiv zu werden. Der Slogan des Unternehmens: “Because equality doesn’t just happen by magic” ist Programm, nichts wird dem Zufall überlassen, dafür wird optimal dabei unterstützt selbst Equality zu leben!

Alexandra Zykunov (geb. 1985, @alexandra___z): Wir sind doch alle längst gleichberechtigt! (2022) - Dieses Buch ist die ultimative Anleitung zum Parieren patriarchaler Bullshitsätze wie: »Viele Frauen wollen doch gar keine Karriere machen«. Messerscharf analysiert Alexandra Zykunov die Ungerechtigkeiten, Unwahrheiten und Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern und liefert Argumente und Punchlines für die nächste Familienfeier, Spielplatzrunde oder Beziehungsdiskussion. 2021 Co-initiierte sie gemeinsam mit der Pro Parents Initiative die mediale Kampagne Gleiches Recht für Eltern!” gegen Mütterdiskriminierung im Job und für die Aufnahme von Elternschaft ins deutsche Antidiskriminierungsgesetz. Die Forderungen sind daraufhin in Teilen in den Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung eingeflossen.

Audre Lorde (1934 - 1992): Die Berliner Jahre 1984 - 1992: (Film) Auch 20 Jahre nach ihrem Tod ist der Einfluss der Schriftstellerin und Aktivistin auf die afroamerikanischen, feministischen und queeren Bewegungen außerordentlich lebendig. In ihren Berliner Jahren verhalf Lorde afro-deutschen Frauen zu mehr Selbstbewusstsein und kommentierte die sozialen Veränderungen in der Stadt, die von Mauerfall und Wiedervereinigung geprägt waren. 

Alle Werke der Autorin bell hooks (1952- 2021) - Vordenkerin in den Bereichen Intersektionalität, Kapitalismuskritik, schwarzer Feminismus & Antirassismus. Ihr Pseudonym hat sie bewusst konsequent kleingeschrieben, nach dem Namen ihrer indigenen Großmutter.

Judith Butler (geb. 1956): Das Unbehagen der Geschlechter (1990) - Die US-amerikanische Philosophin setzt sich in ihrem Werk Feminism and the Subversion of Identity kritisch mit anerzogenen Geschlechterrollen und Geschlechtsidentität auseinander. Butler prägte die Unterscheidung zwischen den Begriffen sex (biologisches Geschlecht) und gender (soziokulturelles und psychologisches Geschlecht). Sie hinterfragte beide Kategorien kritisch und arbeitete heraus, wie sie dazu genutzt werden, Machtverhältnisse zu legitimieren. 

Margarete Stokowski (geb. 1986, @marga_owski): Als Kolumnistin schreibt Margarete Stokowski für die taz, das Missy Magazin, Zeit Online und andere Zeitschriften, aktuell beispielsweise die Oben und Unten Kolumne für Spiegel Online. Darüber hinaus taucht sie regelmäßig in den meisten großen Zeitungen auf; Als Autorin veröffentlichte sie mit Die letzten Tage des Patriarchats (2018) und Untenrum frei (2016) gleich zwei Bestseller, in denen sie gerne den Finger in die offene Wunde legt und konfrontativ dafür argumentiert, die Schieflage in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit dringend zu korrigieren.

Mirna Funk (geb. 1981, @mirnafunk): Who Cares? Von der Freiheit, Frau zu sein (2022) - Mit diesem Statement will Mirna Funk allen Frauen Mut machen, ihre längst existierende Freiheit auch wirklich zu leben. Im Vergleich zu vielen anderen Stimmen, kritisiert sie keine strukturellen Schwierigkeiten, sondern dass Frauen zu Opfern stilisiert werden oder das selbst tun. Ihre jüdische Identität und ihre ostdeutsche Herkunft haben ihr ein Frauenbild mitgegeben, das sich von dem des aktuellen Mainstream-Feminismus radikal unterscheidet. Funk selbst glaubt an Kraft und Selbstwirksamkeit. In der Vogue schreibt Mirna Funk über jüdisches Leben heute.

Natasha Kelly (geb. 1873): Schwarzer Feminismus (2022, Hg.) -  Mit der Frage “Ain´t I a woman?” macht Sojourner Truth bereits 1851 auf die besondere Situation und Diskriminierungserfahrungen Schwarzer Frauen aufmerksam, was 150 Jahre später erstmals als Intersektionalität beschrieben wurde. Ihre Rede und weitere Schwarze feministische Grundlagentexte im von Natasha Kelly herausgegebenen Buch dokumentieren die internationale feministische Tradition im Laufe der Zeit.

Sabine Rennefanz: "Frauen und Kinder zuletzt. Wie Krisen gesellschaftliche gerechtigkeit herausfordern" (2022)
In Krisen zeigt sich, wie eine Gesellschaft funktioniert: Wer setzt sich durch? Wer bleibt zurück? Corona hat nicht nur die Gesundheit der Menschen angegriffen, sondern unsere Gesellschaft auf die Probe gestellt. Am Anfang hieß es: Wir sitzen alle im selben Boot. Doch von Solidarität war bald nichts mehr zu spüren. Die im Grundgesetz
verankerte Gleichheit aller wurde über Bord geworfen. Wieder einmal zeigte sich: Krisen gehen zu Lasten von Frauen und Kindern. Welche Ursachen sind dafür verantwortlich? Warum geraten unsere Werte so leicht ins Wanken? Was läuft falsch in der Politik? Sabine Rennefanz wertet aktuelle Studien aus, nimmt politische Einordnungen vor und erzählt von eigenen Erfahrungen als Frau und Mutter zweier Kinder. Ein aufrüttelndes und wegweisendes Buch - für gesellschaftliche Gerechtigkeit, Solidarität zwischen den Generationen und eine nachhaltige Politik für Kinder. (Text aus der Buchbeschreibung)

“Der wichtigste Faktor zur Bestimmung von Frieden und Stabilität eines Landes ist das Level der Geschlechtergerechtigkeit.” (Hudson, 2012) Wenn Frauen und Zivilgesellschaft an der Verhandlung von Friedensabkommen beteiligt sind, sinkt das Risiko eines Scheiterns um 64 %, gleichzeitig erhöht sich die Chance, dass das Abkommen länger als 15 Jahre hält, um 35 % (EPSR, 2019). Doch nicht nur dort sollten Frauen und marginalisierte Stimmen stärker einbezogen werden, sondern auch allgemein in der Politik. Mit einem Frauenanteil von 35 % in Parlamenten liegt Deutschland weltweit bisher nur auf Platz 42 von 188.

Feministische Außenpolitik (FFP) ist ein politischer Rahmen, der Prozesse der Selbstreflexion über die hierarchischen globalen Systeme der Außenpolitik vorantreibt. Er stellt der das Wohlergehen, gleiche Rechte und Chancen marginalisierter Menschen in den Mittelpunkt stellt, sodass sie gesellschaftliche Entscheidungsprozesse mitgestalten können. FFP geht einen Schritt über den Black-Box-Ansatz des traditionellen außenpolitischen Denkens und dessen Fokus auf militärische Stärke, Gewalt und Herrschaft hinaus, indem sie ein alternatives und intersektionales Überdenken von Sicherheit aus der Sicht der am meisten Verletzlichen anbietet. Schweden, Mexiko, Kanada, Spanien und seit Kurzem Libyen: Immer mehr Länder bekennen sich zu einer feministischen Außenpolitik, sie setzen sich aktiv für die Zerschlagung patriarchaler Strukturen ein. Kritiker*Innen werfen Anhängern der feministischen Außenpolitik häufig Naivität vor und Machtmechanismen nicht ausreichend verstanden zu haben. Doch bei dem Ansatz handelt es sich um eine Transformation mit long-term perspective, die auf der kritischen Analyse ebendieser Machtstrukturen basiert. Sie schließt nicht aus, kurzfristig auch mit militärischen Interventionen zu arbeiten, um tolerante Wertesysteme und Demokratien zu verteidigen.

Kristina Lunz: Die Zukunft der Außenpolitik ist feministisch. Wie  globale Krisen gelöst werden müssen. (2022)

Aminata Touré (geb. 1992, @aminajmina): 2017 zog sie mit 24 Jahren als jüngste Abgeordnete in den Landtag ein. Seit 2019 ist sie die erste afrodeutsche und jüngste Vizepräsidentin des Landtags in Schleswig-Holstein. In ihrem Instagram-Account erzählt sie anschaulich über den Alltag als Mitglied des Landtages. Zusätzlich ist sie Autorin von “Wir können mehr sein. Die Macht der Vielfalt” (2021). 

Annalena Baerbock (geb. 1980, @abaerbock): Deutschlands erste Außenministerin. 

Vigdís Finnbogadóttir (geb. 1930): ehemalige Präsidentin des Landes, das in puncto Gleichberechtigung an erster Stelle steht - Island. Die Theaterdirektorin ist nicht nur eine Frau – sie ist auch noch die erste demokratisch gewählte Staatspräsidentin weltweit, geschieden, alleinerziehend und die erste Single-Frau des Landes, die ein Kind adoptierte. Sie war an dem Tag dabei, als Island stillstand: 1975 treten 90 Prozent der arbeitenden Frauen in den Streik. Dabei wollen sie sichtbar machen, dass auch sei eine tragende Säule der Gesellschaft sind und fordern gleiche Rechte.

Centre for Feminist Foreign Policy  - gemeinnützige und intersektionale Forschungs-, Interessensvertretungs- und Beratungsorganisation zu „feministischer Außenpolitik“. Darüber hinaus führen sie geschlechtsspezifisch ausgewertete Studien, wie etwa zur Betroffenheit von Corona, oder über sexist funding durch.

Progressomaschine - digitales intersektionales Wahltool.

Roadto50% - Bewegung zur Gleichstellung der Geschlechter in europäischen Parteien und Institutionen.

Wahltraut - Welche Parteien setzen sich wirklich für Gleichberechtigung ein? Die Antwort darauf kennt Wahltraut - die Wahlberaterin für die Bundestagswahl 2021. Wahltraut funktioniert wie der Wahl-O-Mat, setzt jedoch den Fokus auf feministische und gleichstellungspolitische Themen.

Sexismus und stereotype Darstellung in Werbung, Medien und Marketing sind ein gesellschaftliches Problem, sie werden unbewusst bereits an die Jüngsten unserer Gesellschaft weitergegeben und prägen darüber unsere Wahrnehmung, unsere Identität und unser Verhalten. 

Je intensiver junge Menschen soziale Medien nutzen, desto stärker denken sie in stereotypen Rollenbildern (Plan International, 2019). Auszug aus dem Bericht: “Die Ergebnisse des Berichts „Rollenbilder in den sozialen Medien und ihre Auswirkungen auf die Gleichberechtigung“ zeigen: Ein Drittel der befragten Mädchen und Frauen sowie über die Hälfte der Jungen und Männer, die täglich Instagram, Facebook und YouTube nutzen, finden es in Ordnung, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer”

Was macht eine Frau erfolgreich, wie sieht eine gute Mutter oder ein erfolgreicher Mann aus? Hast Du bestimmte Bilder dazu im Kopf - und Dich vielleicht schon mal gefragt, wie ein Leben frei von ihnen aussehen könnte?

Diese Lesetipps helfen, eigene Rollenbilder und Stereotype zu reflektieren und neu zu denken: 

“Das Unwohlsein der modernen Mutter” (Mareice Kaiser, 2021) 

Sei kein Mann: Warum Männlichkeit ein Alptraum für Jungs ist” (JJ Bola, 2020) 

"Was Männer nie gefragt werden. Ich frage trotzdem mal" (Fränzi Kühne, 2021) 

“Ich würde mir wünschen, in einer Welt zu leben, in der "Mann sein" nicht von der Vorstellung abhängt, andere unterdrücken zu müssen.”

JJ Bola, britischer Autor

Fikri Anıl Altıntaş: – freier Autor, schreibt über Männlichkeit(en), Rollenbilder, Orientalismus sowie (De)-Konstruktion von migrantischer, muslimisch-türkischer Männlichkeit und hält manchmal Vorträge und gebe Workshops über kritische Männlichkeit, toxische Männlichkeit und mediale Narrative über muslimische Männer in Deutschland.

Dr. Stevie Schmiedel: - Initiatorin von Pinkstinks, dort gibt es u.a. eine*n Werbemelder*in: Einfach Werbung einreichen und prüfen lassen, ob sie sexistisch ist. Zusätzlich kannst du dich hier zu allen Themen rund um Sexismus in der Werbung informieren.

Die MaLisa Stiftung wurde 2016 von Maria und Elisabeth Furtwängler gegründet. International engagiert sie sich für die Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. In Deutschland erhebt sie Studien zur Darstellung von Frauen und Männern in den Medien. Damit trägt sie dazu bei, den Gender Data Gap ein kleines bisschen zu verringern und aufzuzeigen, dass und wo es Handlungsbedarf gibt. 

Eine Studie zu Geschlechtergerechtigkeit in der Corona-Berichterstattung, die von der MaLisa Studie in Auftrag gegeben wurde, kam zu folgenden Ergebnissen:  

  1. In den TV-Formaten war nur eine von fünf Expert*innen weiblich (22 %). In der Online-Berichterstattung wurden Frauen nur zu rund 7 Prozent als Expertinnen erwähnt.
  2. Als Mediziner*innen kamen vor allem Männer zu Wort – obwohl fast die Hälfte aller Ärzt*innen in Deutschland weiblich ist. Von den im TV befragten Ärzt*innen ohne Leitungsfunktion war nur eine von fünf weiblich.
  3. Insgesamt kamen sowohl im Fernsehen als auch in den Online-Berichten der Printmedien mit Corona-Bezug auf eine Frau zwei Männer.

“Deutschland - Entwicklungsland?” - So titelte die AllBright Stiftung, weil Deutschland so rückschrittlich erscheint, wenn es um Gleichberechtigung und Vielfalt in Unternehmen geht (Allbright Bericht, 2019). Dabei wissen wir längst: Eine Wirtschaft, die wenigen Privilegierten dient und die Vielfalt unserer Gesellschaft nicht repräsentiert, ist weder nachhaltig noch zukunftsfähig. Höchste Zeit also, die Erkenntnisse umzusetzen und als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt in Puncto nachhaltiges und menschenorientiertes Wirtschaften und gelebter Vielfalt ein Vorbild zu werden. 

Der Global Gender Gap Report des World Economic Forums gibt einen Überblick über bestehende Ungleichheiten. Der Report für 2021 fällt ernüchternd aus. So titelt das Weltwirtschaftsforum: Eine weitere Generation von Frauen wird auf die Gleichstellung der Geschlechter warten müssen, so der Global Gender Gap Report 2021 des Weltwirtschaftsforums. Da die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie weiterhin spürbar sind, hat sich die Schließung der globalen Geschlechterlücke um eine Generation von 99,5 Jahren auf 135,6 Jahre verlängert.

Unter Arbeit wird heute immer noch hauptsächlich Lohn- oder Erwerbsarbeit verstanden. Auch hier gilt das Prinzip, dass Frauen mit dem, was sie leisten oft unsichtbar bleiben: 

Weltweit wird 75 % der Sorgearbeit (also Kümmern um Kinder, Angehörige, Ältere, Dinge reparieren, Beziehungspflege…) von Frauen geleistet, das sind 12 Milliarden Stunden täglich. Diese Arbeit wird oft nicht gesehen und unbezahlt geleistet. Würde man diese Stunden nur mit dem in Deutschland geltenden Mindestlohn von 9,50 € vergüten, entspräche das einem Wert von 114.000.000.000 € täglich!

Dieses Ungleichgewicht zeigt sich bereits bei Mädchen: Mädchen im Alter von fünf bis 14 Jahren verbringen weltweit jeden Tag 160 Millionen mehr Stunden mit Tätigkeiten im Haushalt als Jungen.

Dieser sogenannte Gender Care Gap führt zu massiver finanzieller Ungleichheit und zu weiteren Benachteiligungen in der Karriere, wie dem Gender Leadership Gap, oder dem Gender Performance Gap. Damit ist er vielleicht die gravierendste Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, da finanzielle Ressourcen die Möglichkeiten zur freien Ausgestaltung des Lebens maßgeblich beeinflussen.

Idee für den ersten Schritt in die richtige Richtung - Check your Work-Load: Kennst du den Umfang und Wert deiner geleisteten Care-Arbeit? Wie viel deiner Zeit würdest du gerne mit Care-Arbeit verbringen, wenn du wählen könntest? Lina Schwarz und Sophie Obinger haben die App WhoCares entwickelt: Einfach die eigene Sorgearbeitszeit erfassen und in Gehalt umrechnen lassen. Außerdem kannst du viel zum Thema lernen. Die CareRechner App von Johanna Fröhlich Zapata funktioniert ähnlich!

Augen auf bei der Partner*innenwahl: Paare, die sich Erwerbs- und Sorgearbeit gleichmäßig teilen, sind die absolute Ausnahme, zumindest bei Heteropaaren. Dabei verschärft sich die Ungleichheit erst so richtig gravierend mit der Familiengründung. 

Tipp: Meist nimmt das Elternteil Elternzeit, das vorher weniger verdient hat - häufig ist das die Mutter und so festigen sich alte Rollenbilder, selbst bei Familien mit modernem Selbstverständnis. Es geht aber auch anders: Auf eine Elternzeit kann man genauso sparen, wie auf den Jahresurlaub - meistens hat man ja 9 Monate Vorlauf, so ein Tipp der Journalistin und Kolumnistin Teresa Bücker. So zählt das Argument, man könne es sich nur in dem Modell leisten, nicht mehr.

Auch spannend:

Das Unternehmen Einhorn zahlt Schwangeren pauschal mehr Gehalt, sodass sie eine bessere Ausgangslage für die Elternzeit haben. 

Das Unternehmen Roche zahlt einen Bonus an Eltern, die in Teilzeit arbeiten, um sich die Sorgearbeit gleichberechtigt zu teilen. Der Bonus wird selbst dann gezahlt, wenn nur ein Elternteil bei Roche arbeitet.

Die #ProParents Initiative  sammelt Diskriminierungserfahrungen von Eltern, nachzulesen in ihrem Instagramprofil @proparentsinitiative. Die Initiative setzt sich für die Aufnahme des Diskriminierungsmerkmals “Elternschaft” im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ein, so dass Familien besser vor Benachteiligung geschützt werden können. Eine der Initiatorinnen, Rechtsanwältin Sandra Runge verspricht: “Ich werde dafür kämpfen, dass es eine Rechtsgrundlage gibt, die Diskriminierungen von Eltern in der Arbeitswelt vermeidet und sanktioniert.«

Wirtschaft ist Care - der Verein fordert eine Transformation des ökonomischen Systems hin zu einer Care-zentrierten Wirtschaft. Der Ausgangspunkt: Ohne Care Arbeit würde unsere Wirtschaft nicht funktionieren. Trotzdem geht es im gängigen kapitalistischen Verständnis von Ökonomie fast ausschließlich um Geld oder Güter. Ohne die meist un- oder unterbezahlte und hauptsächlich von Frauen geleistete Care-Arbeit gäbe es keine Menschen - ohne Menschen braucht es keine Wirtschaft. So der Slogan der Initiative. 

In einem preisgekrönten Kurzfilm hinterfragt WiC das derzeitige Wirtschaftssystem kritisch und erklärt die historische Entwicklung zu unserem jetzigen Wirtshcaftssystem. Von Kabarett bis Konferenz bietet WiC verschiedene Bildungsformate an. Der Verein ist in der Schweiz ansässig, ein Ableger in Deutschland ist derzeit in Gründung.

Spannende Newcomer: 

ADULTY und Cocowork wollen Kind und Karriere einen und Unternehmen helfen, Vereinbarkeit zu ermöglichen. Als Unternehmensberatung entwickelt Cocowork Strategien und Lösungen, um das zu ermöglichen. Dabei betonen sie die Vorteile sowohl für Arbeitgeber*In, als auch Arbeitnehmer*In. ADULTY ist dagegen ein gemeinnütziges Qualifizierungs- und Karriereprogramm für hochqualifizierte Eltern kleiner Kinder im mittelständischen New-Work Bereich. Es ermöglicht Eltern in der Elternzeit, flexibel verantwortungsvolle Projekte eigenständig und vollständig flexibel und remote zu leiten.

Was hat Sexismus mit (Miss)Erfolg zu tun?
Unbewusste (sexistische) Vorurteile führen dazu, dass Frauen häufig weniger zugetraut wird und sie das Gefühl haben, mehr leisten zu müssen, um in der Arbeitswelt anerkannt zu werden. Ein Blick in das Buch von Fränzi Kühne (2021) zeigt, wie stark unsere Arbeitswelt immer noch von (sexistischen) Rollenbildern geprägt ist. In "Was Männer nie gefragt werden. Ich frage trotzdem mal" stellt sie Männern all die absurden Fragen, die sie selbst schon gefragt wurde. Must-read, insbesondere für Journalist*innen!

Tipp: Wir alle haben (unbewusste) Vorurteile – über andere und uns selbst. Mach den Implicit-Association-Test der Harvard University und finde heraus, wie voreingenommen Du bist mit dem Implicit Association Tests der Harvard Universität.

Es gibt vieles, was Unternehmen für mehr Chancengleichheit in ihren Strukturen tun können: Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, flexible Arbeitszeiten, Bias-Check für Personalauswahl einführen. Wieso nicht auch mit dem werdenden Vater ein Gespräch darüber führen, wie er seine Elternzeit und die Zeit danach geplant hat und was für ihn getan werden kann?

Wer als Unternehmen Unterstützung beim Prozess hin zu Chancengerechtigkeit wünscht und sein Engagement auch belegt haben will, kann sich um eines der etablierten Siegel bemühen, wie Total E-Quality, EDGE - Economic Dividends for Gender Equality, oder ein Zertifikat für faire Bezahlung wie “Equaly Salary” von PWC, oder “Universal Fair Pay Check” vom gemeinnützigen Fair Pay Innovation Lab aus Berlin.

Auch im Ansatz der Gemeinwohlökonomie (GWÖ) wird das Thema Geschlechtergerechtigkeit abgedeckt. Es fällt in der GWÖ-Bilanz unter die Themenbereiche Menschenwürde, Solidarität & Gerechtigkeit. Diese Bilanzierung ist ein Instrument, das aus der Gemeinwohlökonomie-Bewegung heraus entstanden ist und es Unternehmen ermöglicht, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Hierbei wird Nachhaltigkeit umfassend verstanden und neben der ökologischen Komponenten auch soziale Gerechtigkeit mit einbezogen. Eine einfache Online-Anwendung für Unternehmen, um eine GWÖ-Bilanz zu erstellen, gibt es beim Start-up Goodbalancer.

Weitere Tipps für Unternehmen: 

  • Stellenausschreibungen und Außenauftritt auf diskriminierungsfreie Sprache überprüfen (z.B. mit dem FührMINT Gender Decoder der TU München)
  • Bias-Check für die Personalauswahl einführen (z.B. mit der Software Applied)
  • Einsatz für Vereinbarkeit: Neben flexiblen Arbeitszeitmodellen auch Möglichkeiten zum Jobsharing anbieten. 

Must-read: “What Works: Wie Verhaltensdesign die Gleichstellung revolutionieren kann” (Iris Bohnet, 2017) 

AllBright Stiftung - dokumentiert mit ihren jährlich erscheinenden AllBright Berichten sehr anschaulich   den Anteil von Frauen in den obersten Führengsebenen börsennotierter Unternehmen und verschickt die Ergebnisse an die entsprechenden Unternehmen. In den Halbjahresberichten liegt der Fokus der gemeinnützigen Stiftung auf Gleichberechtigung in anderen Unternehmensbereichen, wie etwa große deutsche Familienunternehmen oder Start-ups, die an die Börse gehen.

The Impact Company - hilft Unternehmen, eine erhöhte wirtschaftliche Teilhabe von People of Color zu erreichen. Sie betonen dabei, dass sowohl die Unternehmen, als auch BIPOC von der Lösung struktureller Probleme profitieren. Ihr Slogan: ”The Diversity Era is here. We help organizations navigate it.” macht deutlich, dass Diversität in allen Bereichen sowohl Grundrecht, als auch Zukunft ist.

Male Feminists Europe - Die Initiative möchte zeigen, dass es auch Männer gibt und braucht, die für Feminismus einstehen. Sie bieten eine internationale Plattform und intellektuellen Raum an und glauben an die Macht der Information, der Debatte, des Gedankenaustauschs und die Notwendigkeit, dies auf europäischer Ebene zu tun. Mit ihrem Projekt #men4equality machen sie auf das Problem aufmerksam, dass unzählige Panels immer noch eigentlich “Manels” sind - also All-Male-Panels. Die lange Liste an Unterzeichnern der Kampagne zeigt Männer, die sich weigern, auf solchen Manels zu sprechen und regen so Veranstalter*innen an, sich um vielfältigere Besetzung von Panels zu bemühen.

speakerinnen.org  - das Argument, dass für Konferenzen oder andere öffentliche Formate keine passende Expertin zu finden war, war gestern. Schließlich sind Frauen nicht weniger intelligent und haben nicht weniger Expertise, sie sind nur häufig nicht so sichtbar. Darum gibt es Speakerinnen.org - eine Plattform, die Rednerinnen, Referentinnen & Moderatorinnen zu verschiedenen Schwerpunkten vermittelt und dabei hilft, dass auf jedem Panel auch Frauen zu Wort kommen.

#Ichwill - Häufig nennen Unternehmen als Entschuldigung für rein männliche Führungsebenen, dass es nicht genügend qualifizierte Frauen gebe, die solch eine Rolle einnehmen wollten. Um das zu widerlegen, starteten Maria Furtwängler, Janina Kugel, Nora Bossong, Katja Kraus und Jutta Allmendinger die Kampagne #Ichwill. Ihre These: Es gibt genügend Frauen die in Führungspositionen wollen, wir müssen sie nur lassen. Freiwillig haben Unternehmen das bisher nicht umgesetzt: Frauen stoßen allzu oft an die gläserne Decke, daher forderten sie eine verbindliche Frauenquote für deutsche Großkonzerne. Die Initiative hatte Erfolg, das Gesetz zur Quote (FüPoG II) trat 2021 in Kraft. 

stayonboard.org - Dass es sich lohnt, für Veränderungen aktiv zu werden, hat auch die Initiative #Stayonboard gezeigt: Sie fordert: “Keine Mandatsniederlegung bei Mutterschutz, Elternzeit oder Krankheit” bei Aktiengesellschaften und hat 2021 eine Gesetzesänderung erreicht.

Tipp: Sisterhood is powerful! Vernetzt & empowert euch in Frauennetzwerken wie z.B. FeMentor, MentorMe, nushu, VdU oder Panda. Bei nushu sind auch viele weitere deutsche Frauenkarrierenetzwerke aufgelistet - check it out!

In Deutschland ist der Frauenanteil in den Vorständen der gut 160 börsennotierten Unternehmen konstant niedrig, 2021 lag er bei 13 %. Das bedeutet: Im Herbst 2021 hatte die Hälfte der DAX-Unternehmen keine einzige Frau im VorstandDax-Unternehmen sind verpflichtet, ihre Ziele für den künftigen Frauenanteil des Vorstandes transparent zu machen. Zuletzt (2021) haben 37 von 160 Unternehmen sich auf die Zielgröße Null für ihren Vorstand festgelegt, sie streben also auch künftig einen Frauenanteil von 0 % in ihrem Vorstand an. Wieso hält sich das so hartnäckig? 

Um das zu verstehen, hat die Allbright Stiftung den Begriff des Thomas Kreislaufs geprägt: Bis vor kurzem gab es mehr Männer mit dem Vornamen Thomas und Michael in deutschen Vorständen, als Frauen. Auch wenn die Namen variieren, ist das Prinzip in Unternehmen nach wie vor erkennbar: Thomas befördert Thomas, oder: “Gleich und gleich rekrutiert sich gern.”  Wie können wir diesen Kreislauf durchbrechen und echte Chancengleichheit erreichen?

Tipp: Der Verband Deutscher Unternehmerinnen (VDU) bietet regelmäßig Trainings als Vorbereitung für einen Aufsichtsratsposten an und führt eine Liste mit potenziellen Mandatsträgerinnen.

Auch in den Führungsebenen des zivilgesellschaftlichen Sektors sieht es ähnlich aus. Obwohl 70 % der im Sektor Beschäftigten Frauen sind, finden sich nur 30 % Frauen in Führungsebene. 

Vorbild: Helene Wolf will das mit ihrem Team verändern. Als Gründerin und geschäftsführende Vorständin von Fair Share of Women Leaders e.V., setzt sie sich für mehr Frauen in der Führung von Stiftungen und NGOs ein und begleitet Organisationen auf dem Weg dahin.

“Bei uns zählt nur die Qualifikation”  -  Dann wäre die männliche Repräsentanz in den Führungsetagen aller Branchen nicht so übermäßig hoch. Da Intelligenz und Talent nicht geschlechtsspezifisch verteilt sind, wird ein Unternehmen, das Stellen wirklich nach Qualifikation und Eignung besetzt und Frauen bei ihren Karriereschritten nicht benachteiligt (Stichwort: Vereinbarkeit), früher oder später ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis erreichen. 

Noch mehr solcher Floskeln und ihre Widerlegung finden sich im großartigen #FührungsFrauenFloskelBingo der Allbright Stiftung: Die gemeinnützige Stiftung dokumentiert jährlich den Anteil von Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen der börsennotierten Unternehmen und vermittelt mit der Allbright Academy Wissen für Unternehmen und Organisationen, die Chancengerechtigkeit umsetzen wollen.

Brauchen wir Feministische Führung, damit unsere Arbeitswelt gerechter wird? Dieser Ansatz, auch Feminist Leadership genannt, ist nicht zu verwechseln mit Female Leadership. Während letzterer versucht, Frauen einen eigenen, weiblichen Führungsstil zuzurechnen, versucht ersterer, jegliche Geschlechterzuschreibung zu Führungsstilen aufzulösen und stattdessen Führung und Machtverteilung neu zu gestalten:

“Transformative feminist leaders [are] leaders who enable others to lead, building power with them instead of over them”.

Feministische Führung ist also kein Führungsstil von oder für Frauen - sondern will unsere Arbeitswelt für alle gerechter machen. Die Kernidee des Ansatzes: If you don‘t fight for all women, you fight for no women! 

Auch das Magazin “Neue Narrative” geht in diese Richtung. Ein Wirtschaftsmagazin, in dem es nicht nur um Wachstum, Rendite und heroische Manager*innen geht. Sie erzählen Geschichten aus einer neuen, egofreien Arbeitswelt und kämpfen für radikal bessere Arbeitsbedingungen, verantwortungsvolles Unternehmer*innentum und eine Wirtschaft für den Menschen. Neben Wissensvermittlung und neuen Denkanstößen begleiten sie auch Unternehmen auf ihrem Weg in die neue Arbeitswelt. und Vielleicht das wichtigste:, sie leben auch, was sie weitergeben. 

Spannende Insights und Ansätze finden sich bei den new work woman, eine Initiative für eine neue, feministische Arbeitswelt!

Vorbild: Dr. Hedda Ofoole Knoll setzt sich als Geschäftsführerin von tbd* mit innovativen Formaten für Belonging und Anti-Diskriminierung ein

,,Der richtige Zeitpunkt ist jetzt, und die richtigen Menschen sind wir. Wir sind die Revolutionärinnen. Die Zeit, in der wir versucht haben, uns einer kaputten Startup-Welt und einem kaputten Wirtschaftssystem anzupassen, sind vorbei." Naomi Rylands & Lisa Jaspers, Autorinnen von “Starting a revolution - Was wir von Unternehmerinnen über die Zukunft der Arbeitswelt lernen können”. Das Buch macht einige der progressivsten Gründerinnen der Welt, ihre Erfahrungen, Gedanken, Ideen und Visionen sichtbar. Mit Themen wie Organisationsentwicklung, Führung, Rekrutierung, persönliches Wachstum, Teambildung, Innovation und Fundraising ist dies ein praxisorientiertes Business-Buch für alle, die die Arbeitswelt neu überdenken wollen.

Deep Dive: Wer mehr über die Zusammenhänge von Wirtschaftssystemen und Geschlechterverhältnissen erfahren möchte, wird in der feministischen Ökonomik fündig!

Fair Share Action Circle: "Feminist Leaders for Feminist Goals": A Toolkit (2021)

Female Leadership Podcast von und mit Vera Strauch

Feminist Leadership for Social Transformation (Srilatha Batliwala, 2011)

New work needs inner work (Joana Breidenbach und Bettina Rollow, 2019): Das praxisorientierte Handbuch zeigt am Beispiel Selbstorganisation auf, wie New Work gelingen kann. Die dabei vorgestellten Tools und Hintergründe helfen dabei gemeinsam zu reifen, zu  wachsen und in höchst komplexen und sich schnell verändernden Realitäten mitzugestalten. Diese Kompetenzen sind auch für echte Geschlechtergerechtigkeit essentiell.

Deutschland ist mit einem Gender Pay Gap von 19 % und einer Rentenlücke für Frauen von 46 % Schlusslicht in Europa. Das Problem trifft vor allem Mütter: Abgesehen davon, dass Frauen öfter in Teilzeit oder im Niedriglohnsektor arbeiten, leisten sie weltweit 75 % der unbezahlten Sorgearbeit, das sind 12 Milliarden Std. täglich! So bleibt weniger Zeit für Erwerbsarbeit und damit auch weniger Rente, wodurch Frauen häufiger von Altersarmut betroffen sind. Diese Gender Care Gap führt zu massiver finanzieller Ungleichheit - die vielleicht gravierendste Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern (siehe “Arbeit”).

Check your Work-Load: Kennst du den Umfang und Wert deiner geleisteten Care-Arbeit? Wie viel deiner Zeit würdest du gerne mit Care-Arbeit verbringen, wenn du wählen könntest?  In der App who cares kannst Du Deine Sorgearbeitszeit erfassen und in Gehalt umrechnen lassen und außerdem viel zum Thema lernen. Die CareRechner App von Johanna Fröhlich Zapata funktioniert ähnlich (Vgl. Rubrik “Arbeit”)!

  1. Fair Pay! Der Tipp, Frauen sollten einfach in besser bezahlten Branchen arbeiten, geht am Problem vorbei. Erstens sollten anspruchsvolle soziale und Gesundheitsberufe endlich fair bezahlt werden, zweitens sinkt das Lohnniveau, sobald mehr als 60% Frauen in einer Branche arbeiten (Stichwort “Feminisierung”, Oxford University Press, 2015). 

Ein absolut lesenswerter Artikel zu Privilegien beim Thema Finanztipps gibt es bei Alexandra Zykunov: “Willkommen im Privilegienland. Oder: Warum viele Frauenfinanztipps an so vielen Frauen total vorbeischießen”. 

Toll erklärt sind die Themen Altersarmut, ungleiche Bezahlung und der Zusammenhang mit Care-Arbeit auch in den Beiträgen “Jetzt mal konkret” mit Teresa Bücker (ein Format von rbb24 auf Youtube).

    1. Reale Utopien wagen! Gegen die ungerechte Verteilung von Care-Arbeit und zur Schließung der Rentenlücke helfen strukturelle Veränderungen, die unsere Arbeits- Renten und Erwerbsstruktur neu denken. Spannende Ansätze: die 20-Stundenwoche, flexible Arbeitszeitmodelle für alle, oder das bedingungslose Grundeinkommen und die Bedingungslose Grundrente plus. 
    2. Rule your Own Money! Weil wir nicht nur auf politische Veränderungen bauen können, hilft es, die eigenen Finanzen selbstbewusst in die Hand zu nehmen. Dabei unterstützen dich zum Beispiel: Female Finance Forum (@femalefinanceforum) / finance, baby! (@finance.baby) / Frau Verhandelt (@frauverhandelt) / Fortunalista (@fortunalista) /und Madame Moneypenny (@madamemoneypenny). 

    Tipps:
    Gender-lense-investment: Kaufe wenn möglich bei frauengeführten Unternehmen und investiere in sie, wenn du die Ressourcen dafür hast. Für Unternehmerinnen und Gründerinnen ist es ungleich schwieriger, an finanzielle Mittel zu kommen. Darum brauchen wir mehr Investorinnen und insbesondere Frauen, die in Frauen und marginalisierte Gruppen investieren! (Vgl. auch “Innovation).

    Kennst du Deinen persönlichen Pay Gap und Deine Rentenlücke? Berechne deine Lohnlücke sie z.B. über die Pay Gap App und deine zu erwartende Rentenlücke z.B. über die Deutsche Rentenversicherung. Seid ihr ein Paar mit Kind(ern) und eine Person verbringt mehr Zeit mit Sorgearbeit, als die andere? Dann versucht, als Paar einen privaten Rentenausgleich für den Elternteil zu schaffen, der die meiste Care Arbeit übernimmt und darum weniger Zeit für Erwerbsarbeit hat (und so weniger in die Rentenkasse einzahlt).

        enorm magazin Wirtschaftsmagazin für gutes Leben in einer besseren Welt.

        Fair Pay Innovation Lab (FPIL) zeigt mit 32 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, dass weniger Arbeit für alle möglich ist. 

        Finanzielle - frauengeführtes Magazin von emotion zum Thema Investitionen und Finanzen.

        German Equal Pay Award - prämiert Unternehmen die die sich in besonderer Weise für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern engagieren.

        Karolina Decker, setzt sich als Co-Gründerin von fin:marie und Mind The Gap e.V. für finanzielle Gerechtigkeit ein. 

        Schwungmasse - der Finanz-Heldinnen Podcast.

        Jutta Allmendinger: "Es geht nur gemeinsam! Wie wir endlich Geschlechtergerechtigkeit erreichen" (2021)

        Patricia Cammarata: "Raus aus der Mental Load Falle: Wie gerechte Arbeitsteilung in der Familie gelingt" (2020)

        Heike Kleen: "Geständnisse einer Teilzeitfeministin" (2021)

        Henrike von Platen: “Über Geld spricht man - der schnelle Weg zur Gleichstellung” (2020)

            “Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt” (Ludwig Wittgenstein) Muss sich unsere Sprache verändern, damit wir eine gerechtere Gesellschaft werden?  Kübra Gümüsay, die Autorin von SPRACHE UND SEIN (2020) und viele Linguist*innen würde sagen: “Ja.” Denn Sprache und Macht hängen eng zusammen.  

            Professor und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch (LMU München) analysierte zur Frage "Denken wir anders, wenn wir anders sprechen?" die bekanntesten Studien zum Gendern mit dem Fazit: "Der veränderte Sprachgebrauch führt zu einer erweiterten Gedankenlandschaft. Das ist eigentlich keine Überraschung, denn Sprache und Gedanken entstehen im Kopf - Unbewusst ändert sich unsere innere Perspektive gegenüber Fragen und Antworten. Wer nur das generische Maskulinum benutzt, schränkt diesen inneren Blickwinkel ein.”(Leschs Kosmos, 5. Oktober 2021).  Um wahre Gleichberechtigung zu erreichen, müssen sich neben Gendersternchen und Co. aber immer auch die realen Umstände ändern, wie etwa finanzielle Abhängigkeit oder die Ungleichbehandlung von Frauen im Berufsleben.

                Der Journalistinnenbund beschreibt Gendern als Frage von Macht und Kreativität. Frauen, trans- und intergeschlechtliche Menschen könnten so sicher wissen, dass auch sie angesprochen sind, das sei keine politische Position, sondern Grundrecht.

                Wir können uns dafür entscheiden, mit unserer Sprache weniger verletzend zu sein. Nachfragen, wie Menschen sich fühlen, wenn wir sprechen und versuchen, uns inklusiver auszudrücken. Das ist die Vision (gender)gerechter Sprache. 

                Challenge: Versuche, eine Woche gendersensibel zu schreiben und sprechen. Welche spannenden Gespräche entstehen hierdurch, wo gibt es vielleicht Widerstände?

                Dabei hilft dir unsere Buchtipps oder eines der nachfolgenden Onlinetools: 
                Genderleicht - Wie Sprache für alle elegant gelingt (Christine Olderdissen, 2022). Aus der Buchbeschriebung: “Gendern ja - aber dabei nicht verkrampfen: Mit diesem Anspruch gibt Christine Olderdissen einen Einblick in die vielfältigen sprachlichen Möglichkeiten, die uns im Deutschen zur Verfügung stehen, und verschafft Orientierung auf dem Weg zu einer fairen Sprache. Wie geschlechtergerecht sind Wörter wie „Nerd“, „Hacker“ und „Profi“? Warum funktionieren Genderstern & Co. am besten im Plural? Wo hat das maskuline Genus seine Berechtigung? Alle, denen eine geschlechtergerechte Sprache am Herzen liegt, finden hier Anregendes und Lehrreiches, damit sie künftig selbst geschlechtergerecht und stilvoll schreiben.”

                Sprache und Sein: Wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. (Kübra Gümüsay, 2020) “Dieses Buch folgt einer Sehnsucht: nach einer Sprache, die Menschen nicht auf Kategorien reduziert. Nach einem Sprechen, das sie in ihrem Facettenreichtum existieren lässt. Nach wirklich gemeinschaftlichem Denken in einer sich polarisierenden Welt. Kübra Gümüşay setzt sich seit langem für Gleichberechtigung und Diskurse auf Augenhöhe ein. In ihrem ersten Buch geht sie der Frage nach, wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. Sie zeigt, wie Menschen als Individuen unsichtbar werden, wenn sie immer als Teil einer Gruppe gesehen werden – und sich nur als solche äußern dürfen. Doch wie können Menschen wirklich als Menschen sprechen? Und wie können wir alle – in einer Zeit der immer härteren, hasserfüllten Diskurse –­ anders miteinander kommunizieren?”

                ONLINETOOLS
                Fair language, Genderator und Scribbr überprüfen eingegebene Texte automatisch auf Gendergerechtigkeit und geben Tipps, wie ein gendergerechter Text formuliert werden kann

                feminismuss.de/glossar: Erklärung von Begriffen im Zusammenhang mit

                Feminismus und Patriarchat (befindet sich im Aufbau)

                Der FührMINT Gender Decoder der Technischen Universität München hilft dabei zu überprüfen, ob Stellenanzeigen gender-fair formuliert sind.

                geschicktgendern.de gibt Tipps und geschickte Synonyme für gendergerechte Sprache, z.B. Redepult statt Rednerpult.  Die Rubrik “Muss das sein” erklärt, wieso gendergerechte Sprache wichtig ist.

                genderleicht.de  Genderleicht ist ein Projekt des Journalist*innenbundes. Das Portal geben hilfreiche Tipps  für diskriminierungsfreie Sprache. Auch knifflige Fälle wie “Doppelworte gendern” werden beantwortet - also z.B. “Kanzleramt”.

                Scriptbakery AI:  Deep Tech Media Start-up, das Diversität in der Verlagsbranche fördert und mit künstlicher Intelligenz  Biases in Texten und Algorithmen findet.

                  1. Luise F. Pusch: Erfinderin der gendersensiblen Sprache 
                  2. Dr. Simone Burel: Gründerin der ersten linguistischen Unternehmensberatung LUB

                  Warum funktionieren VR-Brillen für Frauen schlechter, wieso erkennen Seifenspender dunkle Haut nicht und wieso schlagen Algorithmen für Job-Anzeigen Frauen seltener Jobs mit Führungsverantwortung vor? All das hat damit zu tun, wer Innovationen entwickelt - und welche Personengruppen dabei außen vor bleiben. Über 80 % der Innovationsgründungen in Deutschland stammen von Männern und werden von wenig diversen Teams gegründet. Die Zahlen zum tatsächlichen Anteil an Start-up Gründerinnen variieren je nach Report zwischen 12% und 16%

                  Gerade im Bereich technischer Innovationen ist mehr Vielfalt dringend notwendig, denn Algorithmen und Künstliche Intelligenz reproduzieren ansonsten bestehende Ungleichheiten. In der Folge werden insbesondere Frauen, People of Color oder Menschen mit Behinderung bei Innovationen nicht genug mitgedacht und einbezogen. 

                  Vielfalt in Tech! Wir brauchen mehr Menschen, die Vielfalt schon in der Entwicklung von Innovation mitdenken und sich für den Abbau von unconscious Bias in Technologien und Innovationen einsetzen!

                  1. Dr. Sigrid Schmitz die Professorin verknüpft Informatik und Naturwissenschaften mit Genderforschung, sie ist die Gründerin von “Gendering MINT digital” und lehrt an der Universität Freiburg.
                  2. Wie unsere Vorstellungen von “Männlichkeit” oder “Weiblichkeit” Innovationen sogar behindern und verzögern können, legt Katrine Marçal hier ausführlich und überaus unterhaltsam dar: Mother of Invention: How Good Ideas Get Ignored In An Ecomony Built For Men (Katrine Marçal, 2021).
                  Start-up Gründerinnen bekamen zuletzt nur 0,7 % des gesamten Wagniskapitals, das in Europa investiert wurde (PitchBook data, 2021), professionelle Investor*innen bewerten außerdem Gründungsteams unter weißer Führung besser, als Teams unter der Führung von People of Color mit identischen Referenzen. Das bedeutet, dass unzählige Ideen von Frauen und PoC nicht umgesetzt werden, weil ihnen die Ressourcen fehlen.

                  Rosmarie Steininger, Initiatorin von KIDD - Künstliche Intelligenz im Dienste der Diversität und Gründerin und CEO von Chemistree, einem Unternehmen, das algorithmenbasiertes Matching ermöglicht.

                  Mit Auxxo Investments, dem Auxxo Female Catalyst Fonds und dem Evangelistas Netzwerk für weibliche Angel Investors treiben die Gründerinnen Bettina Schmitz, Fabiola Hochkirchen und Dr. Gesa Miczaika ihre Vision einer vielfältigeren Innovationslandschaft voran. Sie investieren insbesondere in Gründerinnen und diverse Teams und ermutigen Frauen, sich selbst als Investorinnen zu versuchen.

                  Auch die Investor*innen Tijen Onaran, Alexa Gorman, Judith Dada, Tina Dreimann, Lena Thiede, Fridtjof Detzner und Diana zur Löwen teilen ihr Wissen zu Investments und setzen sich für Geschlechtergerechtigkeit im Bereich Start-up Finanzierung ein. Chapeau!

                  Better Ventures - Der Risikokapitalgeber hat sich selbst eine Frauenquote von 30% für das eigene Portfolio gesetzt.


                  Gründungen finden häufig im Rahmen von Gründungsprogrammen (Acelleratoren) und in Co-Workingspaces statt. Da diese häufig sehr männlich geprägt sind und ebenso wenig Vielfalt repräsentieren, wie die Start-ups, braucht es auch hier Innovationen!

                  BIWoC Rising ist der erste intersektionaler Co-Working Space in Deutschland, er bietet damit einen Safe Space für BIWOC*. Der Begriff steht für Schwarze, Indigene und Frauen* of Colour, einschließlich aller, die sich selbst als Frauen* bezeichnen, und schließt bewusst auch Mitglieder nicht-binärer und transsexueller Gemeinschaften ein. Die Initiative wurde 2021 von der Deutschen Bundesregierung mit dem Kreativpiloten Preis ausgezeichnet. Hier entlang zu allen Titelträger*innen. 

                  CoSi, Coworking Toddler und Work´n´Kid bringen Kinderbetreuung und Co-working zusammen - endlich!

                  Encourage Ventures - das Investorinnen-Netzwerk für Gründerinnen möchte Gründerinnen und junge Unternehmerinnen mit Wissen, Kreativität, Kapital und Netzwerk unterstützen, damit sie die Chance haben, schneller und erfolgreicher zu wachsen. 

                  Der Deutsche Start-up Verband gibt jährlich den Female Founders Monitor heraus, Startbase veröffentlicht jährlich den Female Founders Report, damit liefern sie eine relevante Datenbasis zur Verbesserung der Gründungsstrukturen speziell für Frauen und machen auf die bestehenden Hürden für Start-up Gründerinnen aufmerksam. 

                  Die Initiative startup-diversity.de will auf solche besondere Hürden und strukturelle Barrieren für Gründerinnen aufmerksam machen und Lösungsansätze aufzeigen.

                  Grace Accelerator - Der Accelerator für Start-up Gründerinnen bietet mit dem Grace Summer Accelerator Begleitung, Netzwerke und Sichtbarkeit für die Ideen von Start-up Gründerinnen. In den Schwerpunkt-Labs “Social Impact”, “Health & Femtech” und “Sustainability” entwickeln angehende Gründerinnen ihre Ideen weiter nd werdend abei mentoriell begleitet und bekommen relevantes Gründungswissen vermittelt. (Bis 3. April 2022 noch für diesen Summer Accelerator bewerben!)

                  Parentpreneurs - unterstützt Eltern in allen Phasen des Gründungsprozesses

                  Die tollen überregionalen Organisationen Startup Teens und Social Entrepreneurship Education (SEEd) begeistern schon Jugendliche für Innovation und Entrepreneurship.

                  FUTUR F e.V. - mit einem Fokus auf Gleichberechtigung & Innovation sensibilisieren wir - die Autorinnen des #equalityguides - Schüler*innen ab der 8. Klasse zu Gleichberechtigung und entwickeln innovative Ideen für Gender Equality. Wir vermitteln sie Wichtigkeit von Vielfalt bei der Neuentwicklung von Technologien und machen auf Gender Data Gaps und Bias in Tech aufmerksam. 


                  VORBILDER: 
                  Franziska von Hardenberg (@sissihardenberg) Mehrfach-Entrepreneurin und Mutter, die offen über´s Scheitern spricht und frei nach dem Motto "You can have it all" unentwegt dazu ermutigt, auf sich selbst zu vertrauen.

                  Isabel Henschen entwickelt mit Lou&You als Impact Entrepreneur die weltweit erste digitale Assistenz für Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt. 

                  Julia Kloiber ist Gründerin und Geschäftsführerin von Superrr Lab, hier fördert sie die Entwicklung gemeinwohlorientierter, feministischer Technologie und einer gerechte digitalen Zukunft. 

                  Dr. Vivienne Ming - queere Neurowissenschaftlerin, AI Expertin und Unternehmerin, die gegen Sexismus in der Start-up Szene kämpft.


                  Mehr Infos?!
                   
                  EQUALIZER Podcast von Heidrun Twesten und Marlis Jahnke 

                  CreateF - The Female Founders Show, begleitet Start-up Gründerinnen auf ihrem Weg

                  Der Rolemodels Podcast mit Isa Sonnenfeld und David Noël bringt euch inspirierende Frauen und ihre Geschichten direkt auf´s Ohr!

                  Wir glauben, dass Sprache unsere Gesellschaft mitgestalten kann, aber auch manchmal verletzen kann und Menschen ausschließt. Wo immer es geht, versuchen wir, dies zu vermeiden. Zum Beispiel schreiben wir Schwarz groß und weiß kursiv. Damit wollen wir deutlich machen, dass wenn wir von Schwarz und weiß reden nicht Hautfarben gemeint sind, sondern wir die Begriffe als politische Kategorien verstehen. Außerdem versuchen wir, wo immer es geht, mit unserer Sprache aus der binären Geschlechterordnung auszubrechen. Manchmal müssen wir allerdings binäre Formulierungen reproduzieren - etwa, weil die verwendeten Studien nicht-binäre und queere Lebensrealitäten überhaupt nicht berücksichtigen. 

                  Ebenso wichtig ist uns, dass unsere Sprache niedrigschwellig ist und auch Menschen verständlich ist, die weniger mit akademischen Diskursen vertraut sind. Sollten Dir manche Begriffe unverständlich sein, hilft vielleicht ein Blick in unser Glossar, oder die vielen tollen Glossare und Lernapps, die es bereits gibt.

                  Wir wissen auch nicht immer ganz genau, wie wir uns sprachlich ausdrücken können, lernen dazu und entwickeln uns weiter. Aber wir glauben daran, dass eine gerechtere Sprache für alle möglich ist und dass wir weiter danach suchen müssen. Auf dem Weg daran werden wir sicher manchmal stolpern, dazulernen, und uns immer wieder neu hinterfragen.

                  Der weibliche Körper ist seit eh und je umwoben von Schönheitsidealen und Mythen, die von Körbergewicht, Zyklus, Behaarung, Abtreibung bis Mutterschaft diktieren, was als “normal” und “schön” gilt. Genauso lange gibt es aber auch starke Stimmen, die sich für individuelle Rechte und Selbstbestimmung einsetzen und die Deutungsmacht über den weiblichen Körper zurückerobern wollen.
                  Obwohl unsere Körper immer schon divers waren, sind moderne Schönheitsideale sehr beengend und machen uns zu den stärksten Kritiker*innen unserer selbst. Was würde sich ändern, wenn wir frei nach dem Motto “riots not diets” gegen beengende Schönheitsideale rebellieren und lernen, unsere Körper zu akzeptieren? Für weniger Selbstkritik und eine wohlwollende Einstellung zum vielleicht nicht norm-schönen Körper!

                  Audre Lorde (1934 - 1992): Schwarze Bürgerrechtlerin & Autorin, die u.a. über die Verbindung von Selfcare und Feminismus schreibt: Die Berliner Jahre 1984 - 1992 (siehe auch Must-reads Politik und Gesellschaft)

                  Body Politics (Melodie Michelberger, 2021). Melodie Michelberger schreibt in diesem wunderbaren Buch über die unsinnigen Ansprüche, die Gesellschaft an Frauenkörper stellt und die viele Frauen perfekt verinnerlicht haben. Auch über den Druck von Body Positivity hat sie einiges zu sagen und darüber, wie Feminismus und zu echter Selbstliebe verhelfen kann. Sie findet: Es ist Zeit für ein diverses Bild von Schönheit und die Akzeptanz verschiedener Körperformen.

                  Linus Giese - Ich bin Linus. Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war. (Linus Giese, 2020). Linus Giese ist studierter Germanist und arbeitet seit November 2017 als Blogger, Journalist und Buchhändler in Berlin. Auf beeindruckende Weise erzählt er, warum er einunddreißig Jahre alt werden musste, um laut auszusprechen, dass er ein Mann und trans ist und warum sein Leben heute vielleicht nicht einfacher, aber sehr viel glücklicher ist.

                  Radikale Selbstfürsorge. Jetzt! Eine feministische Perspektive (Svenja Gräfen, 2021): Über Self-care und warum Selbstfürsorge und Feminismus einander nicht widersprechen, sondern zusammengehören. Auch als von der Autorin gelesenes Hörbuch erhältlich.

                  The Body is Not an Apology. The Power of Radical Selflove (Sonya Renee Taylor, 2018). Ein positives Manifest über Körperscham, soziale Gerechtigkeit und radikale Selbstliebe. 

                  1. Jennifer Baum-Minkus: Gründerin von gitti conscious beauty – Kosmetik Start-up, das die Beauty-Industrie revolutionieren will und mit gängigen Stereotypen und Rollenbildern bricht - hier dürfen auch Männer Lippenstift oder Nagellack tragen. 
                  2. Jennifer Martens entwickelt mit ihrem Start-up ŌMAKA Naturkosmetik Haarpflege für Afro Haare und lockiges Haar.
                  3. Melodie Michelberger: Body Image Activist im Netz und Autorin (Instagram: @melodie_michelberger, Buch: Body Politics, 2021)
                  Über den weiblichen Körper, die Periode sowie weibliche Lust und Sexualität existieren einige Erzählungen und Mythen, die schlicht und einfach falsch sind: Beispielsweise der Mythos eines Jungfernhäutchens. (Queer-)feministische Stimmen setzen sich für einen aufklärerischen Blick auf Vulva, Klitoris oder das vermeintliche “Jungfernhäutchen” ein.

                  Lesetipps:
                  Das beherrschte Geschlecht. Warum sie will was er will (Sandra Konrad, 2019).

                  Das Jungfernhäutchen gibt es nicht (Oliwia Hälterlein, 2020): Oliwia Hälterlein ist vieles: Autorin, freie Kulturwissenschaftlerin, Dramaturgin, Konzeptionistin von soziokulturellen Projekten. Ihr Feminismus bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Information und Kunst. Sie kämpft für eine schamfreie Vulvasphäre und fordert dabei den Status quo in vielen Köpfen heraus. In „Das Jungfernhäutchen gibt es nicht“ räumt sie auf mit dem patriarchalen Mythos der Jungfräulichkeit. Verknüpft dabei geschickt gesellschaftliche Zusammenhänge mit persönlicher Analyse, umrahmt von knallig bunten Grafiken, die mehr ausdrücken, als Sprache es vermag. Sie gibt Anlass, einen möglichen Leitfaden und Rahmen, den Sexismus in unserem eigenen und kulturellen Gedankengut, inklusive unserer Sprache Stück für Stück zu dekonstruieren.

                  Der Ursprung der Welt (Liv Strömquist, 2014): humorvolles Graphic Novel über die Kulturgeschichte der Vulva. Strömquist ist studierte Politikwissenschaftlerin und über die Grenzen der schwedischen Comic-Szene eine hinaus viel beachtete Stimme zu Feminismus und Popkultur.

                  Ebbe und Blut (Eva Wünsch und Luise Störmer, 2018). Wissenschaftliche Tatsachen werden in diesem Buch von außergewöhnlichen Illustrationen unterstützt und komplizierte Abläufe in leichten Worten erklärt. Auf 240 Seiten wird dem weiblichen Zyklus so viel Platz gegönnt, wie ihm zusteht. Es geht hier nämlich nicht um "eine Schürfwunde am Knie, sondern um nichts Geringeres als die Wiege des Lebens. Und die ist sehenswert."

                  Female Choice -  Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation. (Meike Stoverock. 2021): Wie Männer sich die Macht über Frauen nahmen und warum das jetzt aufhört.

                  Sie hat Bock (Katja Lewina, 2020): Über weibliche Sexualität, Selbstermächtigung, Porno-Vorlieben, Fake-Orgasmen und wie sich soziale Ungleichheit auf unser Sexleben auswirkt.

                  Vulva - Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts (Mithu Sanyal, 2009)

                   

                  Podcast: 
                  "Der Gyncast" des Tagesspiegel mit Gynäkologin Dr. Mandy Magler über Menstruation, Lust und Verhütung, Periode und Sexualität.  


                  Filme: 
                  Female Pleasure (2018) ist ein schweizerisch-deutscher Dokumentarfilm der Schweizer Regisseurin Barbara Miller aus dem Jahr 2018. Der Film setzt sich mit der weiblichen Sexualität im 21. Jahrhundert rund um den Globus auseinander.

                  Mein Name ist Klitoris (2021): Dokumentarfilm mit zwölf jungen Frauen über weibliche Sexualität und Sexualerziehung. 

                  Vulva 3.0 (2014). “Die Schönheitschirurgie hat ein neues Aufgabengebiet: die (Weg-) Optimierung der Vulva – des äußeren weiblichen Genitales. Ausgehend von dieser Entwicklung bietet VULVA 3.0 – ZWISCHEN TABU UND TUNING einen unterhaltsamen, überraschenden und nicht zuletzt aufklärerischen Blick auf weibliche Intimregionen. Es geht um Wahrnehmung und Repräsentation, um Sichtbarkeit und Verstecken, um freiwillige Modellierungen und rituelle Verstümmelung, um anatomische Irrtümer und historische Perspektiven, um Zensur und Zelebrieren der Vulva und damit weiblicher Sexualität.”

                  FEMTASY: Die Streamingplattform bietet als Female Emowerment Brand sinnliche Hörgeschichten an, die sich vorrangig an ein weibliches Zielpublikum richten (ab 18 Jahre).

                  KNOWBODY APP: Die Sexualkunde App soll Schüler*innen verlässliche und wissenschaftlich aktuelle Informationen zu Sexualität und allen zugehörigen Themenbereichen wie z.B. auch Körperbilder, Beziehungen, Diversität oder Verhütung bereitstellen. Ziel ist es, ein digitales Lehrmittel zu schaffen, welches Lehrer*innen an weiterführenden Schulen in Deutschland aktiv im Unterricht einsetzen können.

                  OOIA: Das frauengeführte Start-up hat nachhaltige Periodenunterwäsche nach Deutschland gebracht. Sie leisten außerdem Aufklärungsarbeit rund um den weiblichen Körper in den Sozialen Medien (@its.mee.ooia). Die beiden Gründerinnen sprechen dort gerne und offen über ihre Hürden und Erfolge als Entrepreneurs (Instagram: @mrs.kati.ernst und @zweizeller).

                  OH WOMAN: das Aufklärungsspiel für alle, die mehr über den weiblichen Körper und die Periode erfahren wollen. 

                  PERIODICALLY: Tampon- und Bindenspender für Bildungseinrichtungen und Unternehmen

                  QUEERMED: Das Verzeichnis für queerfreundliche und sensibilisierte Ärzt*innen & Therapeut*innen. 

                  SOCIAL PERIOD e.V.: Periodenspenden für obdach- und wohnungslose Frauen.

                  THE FEMALE COMPANY: machen natürliche & nachhaltige Produkte von der ersten Periode bis zur Menopause und setzen sich gegen Periodenarmut ein.

                  Jorinde Wiese: Klitoris-Aufklärerin, Aktivistin gegen sexualisierte Gewalt, Mit-Initiatorin von #konsequenzenfürluke, #seidlaut und #keinebühnefürgewalt

                  Die Schwestern Lina und Eva Wüller: Gründerinnen der Zyklus-tracking App Ovy haben das Ziel, die symptothermale Verhütungsmethode sicher für alle zu machen, die keine Lust mehr auf Pille & Co. haben 

                  Whitney Wolfe Herd: Gründerin von Bumble, der ersten Dating App, bei der Frauen* den ersten Schritt machen. Nachdem sie bei Tinder gekündigt hatte, gründete sie mit Bumble ihr eigenes Start-up und wurde zur jüngsten self-made Milliardärin (Instagram: @whitney).

                  Mittlerweile sind die Gender Data Gaps vielen ein Begriff. Mehr dazu, warum Frauen medizinisch benachteiligt werde, findet sich in diesem Beitrag von Quarks.

                  Doch auch bei Männern leiden haben Geschlechterzugehörigkeiten einen negativen Einfluss auf die Gesundheit. Die Gendermedizin befasst sich mit genau diesen Einflüssen des Geschlechts und der Geschlechtszugehörigkeit auf die Gesundheit. Viele Erkrankungen werden bei bestimmten Geschlechtern nicht richtig diagnostiziert oder behandelt (so etwa der Herzinfarkt und Endometriose bei Frauen oder auch psychische Erkrankungen wie Depressionen bei Männern). In der Gendermedizin werden auch die gesundheitlichen Risiken erforscht, die etwa aus Rollenzuschreibungen, gesellschaftlichen Erwartungen und Erziehung entstehen. Hierbei spielen Konzepte von Geschlecht und Männlichkeit eine maßgebliche Rolle - sie sind einer der Gründe für die höhere Suizidrate bei Männern. 

                  Projekte und Initiativen:
                  GiM - Geschlechterforschung in der Medizin: hier wird an der Charité Berlin zu Einflüssen des Geschlechts auf Gesundheit geforscht.

                  Women´s Brain Projekt: Das schweizerische Vorbildprojekt erforscht, wie sich geschlechtsspezifische Unterschiede auf Erkrankungen des Gehirns und der Psyche auswirken

                  Queermed-Deutschland.de Ein Onlineverzeichnis für queer- und transfreundliche Ärzt*innen, Therapeut*innen & Praxen 

                  Lesetipps: 
                  Gendermedizin. Warum Frauen eine andere Medizin brauchen (Stefanie Schmid-Altringer, Vera Regitz-Zagrosek, 2020).

                  Männer*, Männlichkeiten, Männer*gesundheit - Wie gehen Männer* mit Gesundheit im Alltag um? – Eine Genderperspektive (Frank Luck, 2021).

                  Podcastfolge: 
                  Synapsen: Auf einem Auge blind. Gendermedizin und ihre Risiken (Podcastfolge des NDR, 2020)

                  Braucht es Bemühungen zu Gleichberechtigung überhaupt noch oder sind wir jetzt, wo doch kaum noch jemand auf Forderungen wie “Frauen an den Herd” pocht, vielleicht am Ziel angekommen? Die #MeToo Debatte hat sichtbar gemacht, wie alltäglich sexualisierte Gewalt und sexuelle Belästigung für Frauen* im Alltag noch immer ist. Das tägliche Engagement von Menschen, Zusammenschlüssen und Initiativen ist im Kampf gegen sexualisierte Gewalt nicht wegzudenken. 


                  Initiativen und Organisationen
                  Awareness-Teams: Sichere Parties? - In vielen Orten gibt es Clubs, die sich für ein sicheres Awareness-Konzept einsetzen und präventive Arbeit gegen sexualisierte Gewalt leisten. Finde das A-Team in deiner Stadt und informiere dich über das Thema.  

                  Frauen gegen Gewalt: Plattformen, auf denen du eine Fachberatungsstelle zu sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt in deiner Nähe finden kannst. 

                  Friedensstifter: Eine Initiative, die Gewaltprävention in den Basisunterricht aller Schulen in Deutschland integrieren möchte.

                  One Billion Rising: Eine weltweite Kampagne, ein Tanz-Streik für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen und für Gleichstellung. Sie wurde im September 2012 von der New Yorker Künstlerin und Feministin Eve Ensler initiiert und findet jährlich auf der ganzen Welt statt.


                  Must-Read:
                   
                  Nur Ja! heißt ja. -  Eine Anleitung zu sexuellem Konsens (Shaina Joy Machlus, 2021): Shaina Joy Machlus zeigt, wie wir miteinander kommunizieren können, damit wir sicher sind, dass beidseitiger sexueller Konsens vorliegt.

                  Selbstbestimmung über den eigenen Körper ist untrennbar mit der Diskussion um Abtreibung verbunden. Die ist in Deutschland mit §218 StGB zwar bis zur zwölften Schwangerschaftswoche straffrei, aber alles andere als leicht zugänglich. 

                  2017 wurde die Gießener Ärztin Kristina Hänel aufgrund von Informationen über Schwangerschaftsabbrüche auf ihrer Homepage verurteilt. Nach mehreren Revisionen, reichte sie schließlich Verfassungsklage gegen §219a, dem sogenannten Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche, das mit Geldbußen geahndet wird, ein. 

                  Die aktuelle Bundesregierung hatte angekündigt, §219a noch in diesem Jahr aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. §218 bleibt aber nach wie vor bestehen. “Seit 150 Jahren stellt der Paragraf 218 Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe, seit mehr als hundert Jahren kämpfen Frauen dagegen an – mit Gebärstreiks und Selbstbezichtigungskampagnen. Erfolg hatten sie nur in der DDR.” Jasmin Lörchner (Spiegel Geschichte, 3.1.2022), der Artikel gibt eine historische Übersicht über die Debatten.

                  Lesetipp:  (K)eine Mutter. Abtreibung. Zwölf Frauen erzählen ihre Geschichte (Jeanne Disteldorf, 2021). Mit einem Vorwort von Teresa Bücker - sie empfiehlt insbesondere jenen, die §218 für einen guten Kompromiss halten und denken, Schwangerschaftsabbrüche seien in Deutschland gut geregelt.

                  #Kunst, Kultur & Sport

                  In Büchern, Filmen und anderen Medien werden Geschichten erzählt, in denen sich implizit auch Denkmuster der Schaffenden sowie gesellschaftliche Normen wiederfinden. Neben der Frage, welche Geschichten erzählt werden und von wem, ist die Frage, wessen Geschichten erzählt werden, essenziell. Für eine gleichberechtigte Zukunft braucht es mehr Geschichten, die unsere Gesellschaft konsequent so abbilden, wie sie ist: vielfältig. Unser Aufruf an Medien, Buchhandlungen, Kulturbetriebe und Sportverbände: Alle Menschen müssen sich in dem wiederfinden können, was sie sehen und lesen. Schafft Raum für weniger repräsentierte Akteur*innen und ihre Blickwinkel auf die Welt!

                  Feministische Buchverlage und Shops tragen dazu bei, dass weniger oft vertretene Stimmen wie weibliche und queere Autor*innen eine Plattform bekommen. 

                  Eine Auswahl: Palomaa Publishing, zuckersüß Verlag, Kohsie Buchshop, She Said Buchhandlung.

                  Im Jahr 1989 waren weniger als 5% der im New Yorker Metropolitan Museum ausgestellten Werke von Frauen, während über 85% aller nackt Dargestellten dort weiblich waren. So titelte das Kunstkollektiv Guerilla Girls 1989 “Do Women Have To Be Naked To Get Into the Met. Museum?” 

                  Seit 100 Jahren dürfen Frauen in Deutschland Kunst studieren, viel hat sich jedoch noch nicht getan, denn noch immer sind weniger Frauen in Galerien vertreten und können von ihrer Kunst leben. Das will die Initiative EWVA - Equality for Women in Visual Arts ändern. Eine offene Initiative, die einlädt, im Bereich der Bildenden Kunst die Präsenz von Frauen zu untersuchen und Gleichberechtigung endlich umzusetzen. 

                  Weitere spannende Initiativen und Formate:
                  Frauen*FilmFest Dortmund Filmfestival mit den Werken internationaler weiblicher und queerer Filmschaffender
                  Hidden Sheroes - Kunst im öffentlichen und musealen Raum von Ellinor Amini. Macht Frauen der Geschichte wieder sichtbar.

                  Tipp: Überprüfe die Bücher oder Filme, die Du konsumierst, kritisch in Puncto Vielfalt. Wie weiß ist Dein Bücherregal?! Inwieweit sind dort auch die Geschichten von Autor*innen mit unterschiedlichen Bildungsbiografien, Geschlechtern und Hintergründen vertreten? Bestehen die Filme, die du schaust, den Bechdel-Test (benannt nach Alison Bechdel), der drei simple Fragen stellt:  

                  1) Gibt es mindestens zwei Frauen im Plot und hat jede einen Namen?

                  2) Sprechen die beiden Frauen ein Gespräch miteinander?

                  3) Gibt es ein eigenes Thema oder dreht es sich um einen Mann?

                  In Deutschland müssen viele Profi-Sportlerinnen einem zweiten Broterwerb nachgehen, weil ihr Gehalt aus dem Profisport nicht zum Leben reicht. Vielen ist nicht klar, was es bedeutet, unter solchen Bedingungen zu spielen. 

                  Nirgends ist der Gender Pay Gap deutlicher sichtbar, als im Profifußball. Während einige Sportarten schon länger Equal Pay umsetzen, hinkt der Fußball hinterher. Dabei gibt es z.B. in Australien, Brasilien und Irland bereits Initiativen, um die Gehaltslücke im Fußball zu schließen. Quo vadis, Deutschland?

                  1. Almuth Schult: Fußball - Torhüterin und gemeinsam mit 8 anderen Frauen Initiatorin der Initiative "Fußball kann mehr", die mehr Geschlechtergerechtigkeit und einfachere Zugänge für Frauen im deutschen Profifußball fordert. 
                  2. BikeBridge - bundesweite Organisation, die u.a. Trainings in Fahrradfahren und -reparatur sowie Unterstützungsangebote für geflüchtete Frauen anbietet 
                  3. Hélène Guillaume - Gründerin von WILD.AI, einer Fitness App, die hilft, das eigene Training an den Menstruationszyklus anzupassen
                  Der Großteil der in der globalen Fashionindustrie beschäftigten Personen sind Frauen - gerechte Löhne und sichere Arbeitsbedingungen gab es für sie bisher nicht. Lisa Jaspers ist Initiatorin der Petition #fairbylaw. Die Kampagne trug maßgeblich dazu bei, dass die deutsche Bundesregierung in 2021 ein Lieferkettengesetz verabschiedete, das deutsche Unternehmen für Missstände in ihren globalen Lieferketten haftbar macht.
                  1. Book Rebels. 75 Heldinnen aus der Literatur (Annette Pehnt, 2021) - Speziell für ein junges Publikum.
                  2. Eine Frau schaut auf Männer, die auf Frauen schauen (Siri Hustvedt, 2020): Essays über Kunst, Geschlecht und Geist.
                  3. Identitti (Mithu Sanyal, 2021): Roman über Race, Class, Gender)
                  4. Ministerium der Träume (Hengameh Yaghoobifarah, 2021)
                  5. Streulicht (Deniz Ohde, 2020): Roman, der eindrücklich die Erfahrungen der Protagonistin im deutschen Bildungssystem von der Schule bis zur Uni beschreibt und sich dabei aus einer intersektionalen Perspektive mit den Themen race/class/gender und deren Zusammenhang mit der eigenen Identität auseinandersetzt. 

                  Boykott Magazin: Das Magazin für die kritische Auseinandersetzung mit Männlichkeiten aus (pro) feministischen Perspektiven!

                  Daddy Magazin: “Berlin-based publication that examines the tough issues (like racism, sexism, homophobia and discrimination) through a humorous lens.” 

                  EDITION F: gehört als großes feministisches Onlinemagazin zu den wichtigsten Stimmen in der deutschen Medienlandschaft zu Frauen und Gleichberechtigung.

                  Eigenes Zimmer Mag: ist das erste postmigrantische Online-Magazin, das von ausschließlich neurodiversen Menschen gegründet wurde. 

                  Missy Magazine: Magazin für Pop, Politik und Feminismus

                  queerbuch.wordpress.com ist ein LGBTQ+ Buchblog mit Empfehlungen, Rezensionen und Neuerscheinungen weiblicher und queerer Autor*innen.

                  AndSheWasLike:BÄM!: queer-feministisches Kollektiv im Bereich Kunst und Deisgn.

                  Béla Belissima ist eine nicht-binäre Podcaster*in, Künstler*in & Aktivist*in. Durch verschiedene Medien, aber besonders Béla’s Podcast „Queering the Perspective“, hinterfragt Béla (vergeschlechtliche) Machtverhältnisse.

                  Elise Gravel: Autorin und Illustratorin, die gendersensible und diverse Plakate und Comics für Kinder designt.

                  Julia Latscha beschreibt in ihrem Buch, “Lauthals leben” den herausfordernden Alltag als Mutter ihrer behinderten Tochter Lotte und dem Versuch an dem gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Dabei beschreibt sie auf eindrückliche, kraftvolle und fantastische Art ihre Auseinandersetzung mit dem Normbegriff.

                  Mike Mathes - illustriert unter anderem bekannte homosexuellen Sportler :innen

                  Princess Nokia - wird das neue Genre “Queer Rap” zugeschrieben

                  Reyhan Sahin: Linguistin, Feministin, Autorin (Yalla, Feminismus!) und Hip-Hop Künstlerin, die den Rap als ihren Boxring begreift.

                  Sookee - Feministische Rapperin und Autorin (Awesome HipHop Humans, 2021), die sich gegen Homophobie und Sexismus im deutschen Hip-Hop sowie gegen Rassismus und Antisemitismus in Deutschland engagiert. Unter dem Pseudonym Sukini macht sie auch Musik für Kids rund um Diversität (Sukini).

                  1. Sofia Sailer (@diemillenial) - kulturwissenschaftliche Perspektiven zu Pop, Kultur und Feminismus
                  2. Sofie.offiziell (@softieoffiziell): Queerfeminismus für alle! 
                  3. Jasmina Kuhnke ist @quattromilf 
                  4. @littlefeministblog
                  5. @annikazion
                  6. @feminismus24sorgfältigst kuratierte Memes seit 2013”
                  7. Feminismus für Anfänger*innen gibt es bei @alltagsfeministin
                  8. Auf dem Kanal @alltagsfeminismus schreibt ​​Johanna Fröhlich Zapata, Therapeutin und Entwicklerin der CareRechner App. 
                  9. Bei @fraupassmann schreibt Sophie Passmann, Autorin von “Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch” (2019)

                  Disclosure: Netflix-Doku die aufzeigt, wie trans Menschen über Jahre in Hollywoodfilmen dargestellt wurden und wie dies das Leben von trans Menschen in Amerika beeinflusst.

                  Enola Holmes versucht im Jugendalter mehr als nur die jüngere Schwester ihrer beiden berühmten Brüder Sherlock und Mycroft zu sein und ihren eigenen Weg zu finden, dabei beweist sie Mut, Finesse, Humor und großartige Girlpower. 

                  Kreatur Magazin von Arte. Einmal in der Woche beleuchtet Kreatur Frauenrechte rund um den Globus.

                  “The Battle of the Sexes - Gegen jede Regel” (2017) zeigt die Tennisspielerin Billie Jean King bei ihrem Kampf für Gleichberechtigung im Profisport. 

                  Geschlechterstereotype und Rollenerwartungen sind allgegenwärtig und prägen sich schon bei den Jüngsten unserer Gesellschaft ein. Eine komplett vorurteilsfreie Wahrnehmung zu entwickeln ist sehr schwierig, weil Kategorien uns helfen uns schnell in komplexen Situationen zurechtzufinden. “Unconscious Bias” entsteht also, vereinfacht gesprochen, in dem Teil unseres Gehirns, der dazu da ist, eine Situation möglichst schnell einzuschätzen und unmittelbar zu reagieren. Was in einem gefahrenreichen Leben hilfreich ist, wird dann zum Problem, wenn diese schnellen Einschätzungen und Vorurteile unbewusst und unreflektiert bleiben, da sie dann Selbstbilder und Verhaltensweisen negativ beeinflussen. Sie können die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen, eigentlich aber von allen Menschen einschränken. Stattdessen ist ein wichtiges Ziel, Vorurteilsbewusstheit zu lernen, um dadurch Freiheit in der Persönlichkeit und im Verhalten zurückzugewinnen. Wie kann vorurteilsbewusste und diskriminierungsfreie Bildungsarbeit aussehen und welche Vorreiter*innen und Best Practices gibt es bereits?
                  1. Check your toolbox! Prüfe die Methoden und Materialien, die du verwendest, kritisch: Wer wird wie repräsentiert? Wer ist nicht dargestellt? Falls stereotypisierende Inhalte dargestellt sind, findest du weniger stereotypisierende Alternativen?
                  2. Check your Bias! „Ich brauche mal ein paar starke Jungs, die mir tragen helfen!“ – Ein oft gehörter Satz aus der Schulzeit, der zeigt: Neben den richtigen Materialien ist in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen die eigene Haltung zentral. Wem traust Du was zu? Welche (unbewussten) Vorurteile und Stereotype prägen Deine Wahrnehmung?  Für Mutige: Mach den Implicit-Association-Test der Harvard University und finde heraus, wie voreingenommen du bist.
                  3. Raise awareness! Was kannst Du tun, um ein Umfeld zu schaffen, indem sich Kinder anstelle von zugeschriebenen Rollen entsprechend der jeweiligen Fähigkeiten und Besonderheiten entwickeln dürfen? - Bewusstheit für das Thema braucht spezielle Lernräume, in denen dafür sensibilisiert wird, wie allgegenwärtig und weitreichend die Auswirkungen von Diskriminierung sind. Es braucht sichere Räume, in denen Ablehnungserlebnisse geteilt werden können und ein “Verlernen” von Klischees und Stereotypen möglich wird. 

                    Ein wunderbarer Lernraum (für Erwachsene) entsteht gerade bei tbd* - To Belonging Space!

                    Diskrimierungssensible Kinderbücher und Magazine

                    Das Buch vom Feminismus (Jamia Wilson, 2021) ein intersektionales Werk für Kinder ab 10 Jahren.

                    Die schönsten Geschichten für mutige Mädchen (Samantha Newman, Khoa Le, 2021)

                    Good Night Stories for Rebel Girls (1&2 - 2017 und 2018): Zwar offiziell als Gutenachtgeschichten für rebellische Mädchen gedacht, aber geeignet für alle, die etwas über großartige Frauen erfahren wollen, die die Welt verändert haben. 

                    KINDERSTARK Magazin: das erste Kindermagazin, das konsequent vielfältige Menschen abbildet und Diskriminierung kindgerecht erklärt.

                    Stories for Boys who dare to be different (Ben Brooks, 2018) 

                    Super Mjuka Hjältar - Supersofte-Helden (Linnea Johannso, 2015): 12-seitiges Ausmalbuch mit Superheld*innen Comics für Kinder.

                    Akademie Waldschlösschen: Bildungseinrichtung (in Gleichen, Niedersachsen) mit einem Seminarprogramm zu queeren Lebensweisen und geschlechtlicher Vielfalt. Zusätzlich gibt es Bildungsangebote für Menschen in sozialen Berufen zu Themen wie Rassismus und Homo-, Trans*- und Inter-Feindlichkeit. 

                    BAG Mädchenpolitik e.V.: Die Organisation gestaltet Politik mit, setzt fachpolitische Impulse in der feministischen Arbeit mit Mädchen* und jungen Frauen* und trägt zur bundesweiten Verankerung von Mädchen*arbeit in Strukturen und Konzeptionen bei. Arbeit mit Mädchen* und jungen Frauen

                    Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. ist ein Bildungs-, Beratungs- und Forschungsinstitut in Berlin. Die Website dissens.de bündelt viele nützliche Informationen und Materialien zum Thema gender- und geschlechtersensible Pädagogik für Menschen, die in der Bildungsarbeit tätig sind

                    I-Päd, Kompetenzstelle intersektionale Pädagogik: Beratungsangebote und Materialsammlung für Pädagog*innen.

                    LilaBunt (Feministische Bildung, Praxis und Utopie) ist ein Kollektiv, das queerfeministische Bildungsarbeit organisiert.

                    Pfunzkerle e.V.: Fachstelle für Jungen- und Männerarbeit (Tübingen), nützliche Infos, Männerhilfetelefon.

                    Heroes Netzwerk: geschlechterreflektierte und diversitätsorientierte Jungenarbeit.

                    Queerer Erst-Beratungskoffer des Sozialpädagogischen Fortbildungsinstituts (SFBB) gibt einen Überblick über Fachstellen, Angebote und Materialien für Pädagog*innen, die sich zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt weiterbilden wollen.

                    queer_topia* (Online-) Vorträge und (Online-) Workshops zu den Themen sexuelle, amouröse und geschlechtliche Vielfalt, Sexualität und Geschlechterrollen

                    Buuu.ch - Gemeinschaftsblog mit Rezensionen diverser, inklusiver Kinder- und Jugendbücher

                    Klische*esc: Klischeefreie Methodensets zur Reflexion von Geschlechterklischees und Rollenbildern, mit diversen Kinder- und Fachbüchern und Spielen für Pädagog*innen gibt es bei der Initiative Klischeefrei und über den Verein “klische*esc”. 

                    PinkStinks ist eine Bildungsorganisation gegen Sexismus, die mit reichweitenstarken digitalen Kampagnen (z.B. Positiv Preis “Pinker Pudel”) dafür kämpft, dass Jungen und Männer zart sein, sowie Mädchen und Frauen Raum einnehmen dürfen.

                    Empfehlenswert: 
                    Ein Begleitheft für Pädagog*innen zum Heft “WAS GEHT?” der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zum Thema GESCHLECHTER, LIEBE UND GRENZEN (Ausgabe 1, 21) 

                    Elternbroschüre „Mein Kind ist das Beste was mir je passiert ist!“ (2011) – Queerformat.de

                    diversity-is-us.de: Online-Shop mit diversen Spielen, Puppen und Büchern, die vielfältige Menschen zeigen.

                    Spielköpfe: Hast du dich schon mal gefragt, wieso auf dem typischen Kartendeck nur weiße Personen abgebildet sind? Die Spielköpfe haben nicht nur das auf den Kopf gestellt, sondern dem Deck von Doppelkopf und Co ein ganz neues, vielfältiges und inklusives Design verpasst. Jana und Sam bringen damit das erste gendergerechte Spielset mit vielfältigen Spielkarten auf den Markt. So wollen sie wichtige Themen wie Gleichberechtigung auf spielerische Weise jedem Menschen zugänglich machen.

                    Der Hüne Hühner (Nico Max Lindenberg, geb. 1989, erschienen 2019)

                    Die rosa-hellblau Falle. Für eine Kindheit ohne Rollenklischees (Almut Scherring, geb. 1970, Sascha Verlan, geb. 1969, erschienen: 2021)

                    Ein Baby! Wie eine Familie entsteht (Rachel Greener, 2021): Aufklärungsbuch für Kinder ab 5 Jahren, bei dem diverse Familienrealitäten ganz selbstverständlich repräsentiert werden.

                    fembooks: feministische und emanzipatorische Buchhandlung (siehe auch weitere Beispiele bei Kunst und Kultur).

                    Hanser Literaturverlage: Schwerpunktseite mit Neuerscheinungen zu Race, Class und Gender.

                    Muckdiwupp - auf nach Pifo (Die Michalskis, Shari Böttcher, 2021): Ein Vorlesebuch ab 4, mit genderneutralen und inklusiven Illustrationen und einer genderfreien Hauptfigur: Dem (vor)lesenden wird überlassen, ob Muckelino männlich, weiblich oder divers gelesen wird, Diverse Familienmodelle: Schwule Eltern, Lesbische Eltern, Familen mit Transhintergrund, Alleinerziehende Eltern, Polyamore Eltern.

                    Prinzessinnenjungs: Wie wir unsere Söhne aus der Geschlechterfalle befreien (Nils Pickert, geb. 1979, erschienen 2020)

                    Experinauten: Science Shows und Experimente begeistern vor allem Mädchen für Naturwissenschaften.

                    Girls’ / Boys’ Day: Bundesweiter Zukunfts- und Aktionstag zur Berufsorientierung, der Mädchen für Ausbildungen und Studiengänge in IT, Wissenschaft, Handwerk und Technik sowie  Jungen für traditionell weiblich gekennzeichnete Berufsfelder begeistern soll.  

                    Girls Hacker School richtet sich an Mädchen und Frauen von 11-99 Jahren. Sie möchten Mädchen fürs Programmieren begeistern, damit es mehr Frauen in der IT-Welt gibt.

                    Girls Who Code Organisation, die junge Frauen weltweit durch (online) Trainings und Workshops in Feldern wie Tech, Informatik und Gaming bestärkt. Ihr Ziel: Bis 2030 die Gender Gaps für Einsteiger*innen in Tech Jobs schließen. 

                    ProTechnicale: 1-jährige Studienorientierung in Hamburg, ein Safe Space für Mädchen, die sich für MINT-Fächer interessieren. 

                    Swans Initiative: eine gemeinnützige Organisation, die im deutschsprachigen Raum aufgewachsene Studentinnen und junge Akademikerinnen mit Zuwanderungsgeschichte, Schwarze Frauen und Women of Color (BIWoC) bei allen Themen rund um Beruf und Karriere fördert.

                    1. Aileen Puhlmann (geb. 1981): Autorin, thematisiert die Realitäten schwarzer Menschen in Deutschland genauso wie alleinerziehende Mutterschaft und Diversitätsproblematiken im Social Business Sektor.
                    2. May Thi Nguyen-Kim geb. (1987): promovierte Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin und als YouTuberin bei maiLab Vorbild insbesondere für junge Frauen in MINT Berufen.
                    3. Nils Pickert (geb. 1979): Autor des Buchs »Prinzessinnenjungs«, der sich für eine Welt einsetzt, in der Jungen verletzlich und Mädchen selbstbewusst und stark sein können.
                    4. Tupoka Ogette (geb. 1980): gibt u.a. in »Und jetzt du. Rassismuskritisch leben« (2022) praktische Tipps, wie wir diskriminierendes Verhalten und Strukturen hinter uns lassen können. 
                    5. Louisa Wiethold und Theresa Kauffeld, Gründerinnen der Equalista App, die spielerisch dabei hilft, mehr über Gleichberechtigung zu lernen. Dabei wird untersucht, warum es Ungleichheit gibt, wie sie aussieht, wie man darüber spricht, seine eigenen Vorurteile testet und trainiert, im wirklichen Leben aktiv zu werden. Der Slogan des Unternehmens: “Because equality doesn’t just happen by magic.” ist Programm, nichts wird dem Zufall überlassen, dafür wird optimal dabei unterstützt selbst Equality zu machen! (siehe auch Vorbilder - Politik und Gesellschaft)

                    Feministische Klassiker und Grundsatzwerke
                    Virginia Woolf (1882 - 1941) war eine ab Ende der 1920er Jahre international bekannte britische Schriftstellerin und Verlegerin. In den 1970er Jahren wiederentdeckt, wurde ihr Essay “A Room of One’s Own” (Ein Zimmer für sich allein, 1929) einer der wichtigsten Texte innerhalb der Frauenbewegung. Sie war eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen, Kritikerinnen und feministischen Denkerinnen der Moderne.

                    Das andere Geschlecht (Simone de Beauvoir, geb. 1908 - 1986, erschienen 1951): Die Schriftstellerin und Philosophin, war eine der ersten Frauen Frankreichs, die eine den Männern entsprechende universitäre Bildung (jüngste und zweitbeste Absolventin nach Jean-Paul Sartre) erhielt und maßgeblich zu einem neuen Frauenbild beitrug. "Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es." ist eine der Grundüberzeugungen von de Beauvoir, als  Mitbegründerin des Existenzialismus glaubt sie an die Freiheit der Frau und fordert, dass Frauen ein eigenes, autonomes, vom Mann unabhängiges Leben führen sollten.

                    Alle Werke der Autorin bell hooks (1952- 2021, geboren als Gloria Watkins) Vordenkerin in den Bereichen Intersektionalität, Kapitalismuskritik, schwarzer Feminismus & Antirassismus. Ihr Pseudonym hat sie bewusst konsequent kleingeschrieben, nach dem  Namen ihrer indigenen Großmutter.  Sie untersuchte die intersektionalen Verknüpfungen von Machtmechanismen und verfasste Literatur rund um Geschlecht, Ethnie, Kultur, Klasse. 

                    Das Unbehagen der Geschlechter (Judith Butler, geb. 1956, 1990): Die amerikanische Philosophin setzt sich in ihrem Werk Feminism and the Subversion of Identity kritisch mit anerzogenen Geschlechterrollen auseinander. Sie untersucht, wie sich daraus Geschlechtsidentität bildet. Butler prägte mit ihrem Begriff die Unterscheidung zwischen den Begriffen sex (biologisches Geschlecht) und gender (soziokulturelles und psychologisches Geschlecht). Sie hinterfragte beide Kategorien kritisch und arbeitete heraus, wie sie dazu genutzt werden, Machtverhältnisse zu legitimieren. 

                    Die Berliner Jahre 1984 - 1992 (Audre Lorde, 2012): Auch 20 Jahre nach ihrem Tod ist der Einfluss der Schriftstellerin und Aktivistin auf die afroamerikanischen, feministischen und queeren Bewegungen außerordentlich lebendig. In ihren Berliner Jahren verhalf Lorde afro-deutschen Frauen zu mehr Selbstbewusstsein und kommentierte die sozialen Veränderungen in der Stadt, die von Mauerfall und Wiedervereinigung geprägt waren.


                    Feministische Einstiegsliteratur
                    Es kann nur eine geben (Caroline Kebekus, geb. 1980, @carokebelin, 2021): Die bekannte Comedian, Schauspielerin und Autorin Carolin Kebekus schreibt in dieser oft persönlichen Spurensuche über Konkurrenz unter Frauen und über den Wert, den Frauen sich (un)abhängig von der Aufmerksamkeit von Männern geben.

                    Margarete Stokowski (geb. 1986, @marga_owski): Als Kolumnistin und Journalistin schreibt Margarete Stokowski (geb. 1986) für die taz, das Missy Magazin, Zeit Online und andere Zeitschriften und Magazine, aktuell beispielsweise die “Oben und Unten” Kolumne für den Spiegel Online. Als Autorin veröffentlichte sie mit “Die letzten Tage des Patriarchats” (2014)  und “Untenrum frei” (2016) gleich zwei Bestseller, in denen sie gerne den Finger in die offene Wunde legt und konfrontativ dafür argumentiert, die Schieflage in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit dringend zu korrigieren.

                    We should all be feminists (Chimamanda Ngozie Adichie, geb. 1977, @chimamanda_adichie, 2014): Wir bringen Mädchen bei, dass sie ehrgeizig sein dürfen, aber nicht zu sehr ... dass sie erfolgreich sein dürfen, aber nicht zu erfolgreich, sonst bedrohen sie die Männer", sagt die Autorin Chimamanda Ngozi Adichie. In diesem klassischen Vortrag, der eine weltweite Diskussion über Feminismus ausgelöst hat, fordert Adichie, dass wir anfangen, von einer anderen, gerechteren Welt zu träumen und sie zu planen - mit glücklicheren Männern und Frauen, die sich selbst treu bleiben.


                    Podcasts (regelmäßige feministische Inputs aufs Ohr)
                    #equalitytalks Podcast - Der Podcast zum #equalityguide (ab frühestens Mai, eher Juni, 2021)

                    Bbq Podcast 

                    Feminismus mit Vorsatz

                    Fette Gedanken - Charlotte Kuhrt (fem. Perspektive auf Themen wie Selbstliebe, Körper, Psyche)

                    Feuer und Brot Podcast mit Alice Hasters und Maximiliane Häcke über gesellschaftlich relevante, popkulturelle und persönliche Themen wie z.B. Rap, Feminismus, kulturelle Aneignung, Männlichkeit (siehe auch Politik & Gesellschaft)

                    Gleich & Gleich gesellt sich gern - Podcast für eine verständnisvolle und gleichberechtigte Elternschaft; von E-Lou Falkenberg

                    Kanackische Welle Podcast

                    Lila Podcast - Fem Podcast

                    Passierte Tomaten - Der feministische Podcast der TAZ

                    Pissy - Feministischer Podcast des Missy Magazines

                    tupodcast - Der Podcast von Tupoka Ogete ( rassismus /class/ gender)

                    Unter anderen Umständen - Felicia Ewert und Sibel Schick. Gespräche zwischen zwei Feministinnen zu politischen Ereignissen, über die sie unter anderen Umständen nicht sprechen müssten. 

                    Querfragen - Sexualität und Geschlechterfragen (podcast von jetzt.de)

                    Wie hängen Gleichberechtigung und nachhaltige Entwicklung zusammen?

                    Gleichberechtigung trägt entscheidend zu Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit bei.  Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle aller Frauen und Mädchen ist das Ziel Nr. 5 der 17 Ziele der UN für nachhaltige Entwicklung (Social Development Goals, SDGs). All diese Ziele sollen bis zum Jahr 2030 erreicht werden - doch Veränderungen geschehen bisher zu langsam. Eine Chance, die Agenda zu erfüllen, besteht nur, wenn einzelne SDGs priorisiert werden. Ein Forscherinnenteam aus Genf hat Belege erarbeitet, die zeigen, dass die größte Wirkung erzielt wird, wenn Gleichberechtigung priorisiert wird: “Die Priorisierung eines transformativen und intersektionalen Gender-Ansatzes ist ein Querschnittsthema der globalen Agenda” und wird, so argumentieren sie, die Erreichung aller anderen Ziele maßgeblich erleichtern. Dies macht die Gleichstellung der Geschlechter zu einem dringenden Anliegen und gleichzeitig zu dem einen SDG, das seine Wirkung mit einem Downstream-effect auf alle weiteren 16 Ziele und die 5 Säulen der globalen Verpflichtung entfaltet: Menschen, Planet, Frieden, Wohlstand und Partnerschaften (Accelerating the United Nation's 2030 Global Agenda: Why Prioritization of the Gender Goal is Essential (Paula Hepp, Claire Somerville, Bettina Borisch, 2019).

                    Julika Zimmermann (Mitglied bei Women engage for a common future) bringt es im Artikel Klimagerechtigkeit braucht Feminismus auf den Punkt: “Es geht nicht nur um Wälder und Eisbären, es geht um den Kern des Problems: Ausbeutung. Der Kampf für das Klima, für Umweltschutz und gerechten Zugang zu Ressourcen ist derselbe Kampf wie für Geschlechtergerechtigkeit.

                    Mehr zur gendergerechten Klimapolitik von Julika Zimmermann auch im Energiewende Podcast.

                    Gründen und konsumieren Frauen nachhaltiger? 

                    Frauen priorisieren Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit bei der Unternehmensgründung stärker. 

                    Die Marktbereiche, die von Frauen dominiert werden, verzeichnen ein stärkeres Wachstum vom Konsum nachhaltiger Produkte. Frau sind neben Personen der Altersgruppe von 18 bis 35 Jahren, die Treiberinnen für nachhaltigen Konsum. Mehr dazu hier und hier.

                    Die Auswirkungen des Klimawandels sind nicht geschlechtsneutral

                    Durch den Zyklon in Bangladesch 1991 kamen fünfmal mehr Frauen als Männer ums Leben. Frauen sind, insbesondere im globalen Süden, besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen. Aber sie sind nicht nur betroffene Gruppe, sondern auch zentrale Akteur*innen für einen nachhaltigen Umgang mit unseren und den Ressourcen der Erde. Was können wir von ihnen lernen?

                    Best Practices & Initiativen

                    Black Earth - Das Berliner Klima Kollektiv ist in intersektionelles Kollektiv für Umwelt- und Klimagerechtigkeit. Auf Instagram und Twitter.

                    gendercc - women for climate justice & wecf - women engage for a common future: Globale Netzwerke aus Organisationen, Expert*innen und Aktivist*innen, die eine geschlechtergerechte Klimapolitik fördern. 

                    IUCN

                    Klima Allianz Deutschland: Die Klima-Allianz Deutschland ist ein gesellschaftliches Querschnittbündnis für den Klimaschutz, mit rund 140 Mitgliedsorganisationen und 25 Millionen Mitglieder aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, das sich für eine ambitionierte Klimapolitik und eine erfolgreiche Energiewende auf lokaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene einsetzt.

                    UN Women: Ausführliche Übersicht und weiterführende Infos zur Genderdimension der Klimakrise, Gendersensible Perspektive auf die Ursachen, die Auswirkungen und die Bekämpfung der Klimakrise.

                    women gender climate: Zusammenschluss von Frauen- und Umweltorganisationen der Zivilgesellschaft, die sich für eine nachhaltige und gerechte Zukunft einsetzen.

                    Vorbilder

                    1. Hazel M. Johnson - Aktivistin (1935 - 2011), gilt als Begründerin der Bewegung für Klimagerechtigkeit
                    2. Hilda Flavia Nakabuye - ugandische Klimaaktivistin, zu ihrem Profil auf Twitter.
                    3. Tonny Nowshin - Klimaschutzaktivistin, die u.a. zu Rassismus in der Klimabewegung sensibilisiert. Zu ihrem Profil auf Twitter.
                    4. Vanessa Nakate - Klimaschutzaktivistin, u.a. für Fridays for Future in Uganda aktiv, Autorin von “A bigger Picture: My Fight to Bring a New African Voice to the Climate Crisis” (2021). Zu ihrem Profil auf Twitter.

                    Innovation

                    Anne Lamp und Johanna Baare gründeten von Traceless, einem Start-up, das Kunststoffalternativen entwickelt.

                    Lisa Jaspers: Initiatorin der Petition #fairbylaw. Die Kampagne trug maßgeblich dazu bei, dass in 2021 ein Lieferkettengesetz verabschiedet wurde. Unternehmen sind nun über die deutschen Grenzen hinaus dafür verantwortlich, was innerhalb ihrer Lieferketten passiert. (Siehe auch Kunst, Kultur und Sport)

                    Mit Goodbalancer ermöglicht Co- Gründerin und -Geschäftsführerin Veronika Sharonova, dass Unternehmen langfristig zu einer gesunden Umwelt und funktionierenden Gesellschaft beitragen. Das Online-Tool dient dazu, dass Unternehmen, mit einer Gemeinwohl-Bilanz verschiedene Nachhaltigkeitsdimensionen einfach analysieren und verbessern können. Zusätzlich steht die Vernetzung von Teilnehmenden zu einer Optimierung der eigenen Wirkung im Fokus.

                    Lesetipps

                    “Der Elefant im Raum: Umweltrassismus in Deutschland” (Studie von Imeh Ituen und Tatu Hey, 2021)

                    Feministische Ökonomie, Ökofeminismus und Queer Ecologies – feministisch-materialistische Perspektiven auf gesellschaftliche Naturverhältnisse” (Christine Bauhardt: Professorin und Leiterin des Fachgebietes Gender und Globalisierung an der Humboldt-Universität zu Berlin, 2010)

                    Gender und Nachhaltigkeit - Sondierung eines unübersichtlichen Forschungsfeldes (Susanne Schön, Dorothee Keppler, Brigitte Geißel, 2002)

                    “Konsumieren Frauen nachhaltiger? – Der Zusammenhang von Nachhaltigkeits -bewusstsein und Gender.” (Katharina Gapp-Schmeling und Anneli Heinrich, in: Geschlechterverhältnisse im Kontext von Unternehmen und Gesellschaft, 2020)

                    Ökofeminismus (Maria Mies und Vandana Shiva, 2016) 

                    “Why Prioritization of the Gender Goal is Essential” (Bettina Borisch et.al, 2019): Wieso Gleichberechtigung zur Erreichung der gesamten Agenda 2030 zentral ist und für die Erreichung der 17 Ziele der UN für nachhaltige Entwicklung (SDG’s) priorisiert werden muss.

                    Wir glauben, dass Sprache unsere Gesellschaft mitgestalten kann, aber auch manchmal verletzen kann und Menschen ausschließt. Wo immer es geht, versuchen wir, dies zu vermeiden. Zum Beispiel schreiben wir Schwarz groß und weiß kursiv. Damit wollen wir deutlich machen, dass wenn wir von Schwarz und weiß reden nicht Hautfarben gemeint sind, sondern wir die Begriffe als politische Kategorien verstehen. Außerdem versuchen wir, wo immer es geht, mit unserer Sprache aus der binären Geschlechterordnung auszubrechen. Manchmal müssen wir allerdings binäre Formulierungen reproduzieren - etwa, weil die verwendeten Studien nicht-binäre und queere Lebensrealitäten überhaupt nicht berücksichtigen. 

                    Ebenso wichtig ist uns, dass unsere Sprache niedrigschwellig ist und auch Menschen verständlich ist, die weniger mit akademischen Diskursen vertraut sind. Sollten Dir manche Begriffe unverständlich sein, hilft vielleicht ein Blick in unser Glossar, oder die vielen tollen Glossare und Lernapps, die es bereits gibt.

                    Wir wissen auch nicht immer ganz genau, wie wir uns sprachlich ausdrücken können, lernen dazu und entwickeln uns weiter. Aber wir glauben daran, dass eine gerechtere Sprache für alle möglich ist und dass wir weiter danach suchen müssen. Auf dem Weg daran werden wir sicher manchmal stolpern, dazulernen, und uns immer wieder neu hinterfragen.